Wave of Lies

übersetzt von Alexandra Ernst; Hardcover, 400 Seiten

ISBN: 9783737358217

Wave of Lies
Wave of Lies
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Rita Dell'Agnese
6101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2022

Wo ist die Spannung geblieben?

In diesen Ferien ist alles anders. Chloe spürt schon beim Eintreffen in der Kleinstadt, in der sie bis zur Trennung Ihrer Eltern lebte, dass sich etwas verändert hat. Es ist nicht nur das Verhältnis ihres Vaters zur langjährigen Angestellten des Motels, das anders ist – auch in ihrem Freundeskreis bewegen sich alle vorsichtiger, misstrauischer. Für Chloe gibt es nur eine Erklärung: Das muss mit dem Verschwinden von Henry vor drei Monaten zu tun haben. Henry, der ein Teil des Freundeskreises war und seit einer Sturmnacht in ihrer Mitte fehlt. Die Suche nach ihm blieb erfolglos. Für Chloe, die sich im Kreis ihrer Freunde immer wohl gefühlt hat, ist die Situation belastend. Besonders, da auch Henrys Bruder Mason ganz offensichtlich etwas zu verbergen hat.

Viele Problemfelder, viel Drama

Die Autorin hat bei der Zusammenstellung des Lesemenüs aus dem Vollen geschöpft und gleich von allem eine große Portion dazu gepackt: Freundschaft, Liebe, soziale Probleme, Misshandlung, Streit, Selbstzweifel. Der dadurch entstandene, etwas erschlagende Mix geht zulasten des Tempos. Die vielen Häppchen, Zeitwechsel, Szenen und Nebenschauplätze machen die Geschichte wirr und lassen keine richtige Lesefreude aufkommen. Bis auf die Protagonistin Chloe bleiben alle Figuren seltsam diffus und es fällt schwer, sich auf die einzelnen Charaktere wirklich einzulassen. Das gilt auch für Mason, der neben Chloe eine der tragenden Personen der Geschichte ist. Wer sich in Ruhe auflistet, welche Person in welchem Problemfeld bewegt, kommt zum Schluss, dass es sich um eine Ansammlung von Figuren handelt, die allesamt schlechte Karten gezogen haben. Möglicherweise tritt hier aber auch zutage, dass die Geschichte in Australien spielt und damit in einem ganz anderen Lebensumfeld als in Europa angesiedelt ist.

Überraschungen auf kleinem Niveau

Zwar bemüht sich Sarah Epstein redlich, in die zähflüssig dahintreibende Story immer wieder kleine Überraschungen einzuflechten. Allerdings sind die so aufgebaut, dass sie sich schon offenbaren, bevor sie den eigentlichen Knalleffekt auslösen könnten. Manchmal kommt man sich vor, als bekäme man ein Geschenk in eine durchsichtige Folie eingewickelt überreicht und müsste nach dem Auspacken den Schein von überraschter Freude wahren. So bleibt die Spannung weitgehend auf der Strecke und die vielen kleinen und großen Problemfelder werden irgendwann so erdrückend, dass es einige Energie braucht, bei der Lektüre dabei zu bleiben. Wer sich durchbeisst, wird bis zum Schluss zwar nicht auf den angekündigten Thriller stoßen, aber doch hin und wieder auch unterhaltsame Szenen entdecken. Wer ohne zu große Erwartungen an einen Thriller in die Geschichte einsteigt und sich vor allem für das Sozial-Milieu interessiert, kommt durchaus auf seine Rechnung.

Fazit

Die Erwartungen an den als Thriller angepriesenen Wave of Lies sind hoch und dürften bei vielen enttäuscht werden. Dieser Roman sollte eher als ein Ausdruck eines sozial zerrütteten Kleinstadtmilieus in Australien verstanden und entsprechend gewürdigt werden.

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