Der letzte Rabe des Empire

Hardcover, 480 Seiten

ISBN: 9783522202640

Der letzte Rabe des Empire
Der letzte Rabe des Empire
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Julian Hübecker
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonSep 2021

Ein Phantom inmitten der Düsternis Londons

In London geht ein Mörder um und beraubt der Stadt seine Dirnen. Melvin ist mittendrin im Geschehen, denn Ayleen, in die er heimlich verliebt ist, kannte die getöteten Mädchen. Als sie schließlich auch umgebracht wird, schwört Melvin ihren Mörder ausfindig zu machen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Da ahnt er noch nicht, in welche schicksalshaften Verwicklungen er geraten wird …

„Ein letztes Mal suchte er Ayleens Gesicht. Da floss bereits träge wie Blut ein wallender Umhang über es hinweg. Das geliebte Antlitz verschwand unter schwarzen, mit Klauen bewehrten Schwingen – und war fort.“

1888 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem Jack the Ripper London in Angst und Schrecken versetzen wird. Bis heute ist der Mörder ein Mythos, wer hinter der Maske gesteckt hat, wird wohl nicht eindeutig zu belegen sein. Patrick Hertweck lässt den Mythos auf seine eigene Art aufleben und schickt den jungen Melvin ins Gefecht. Er wächst als Waisenjunge auf, ehe er auf der Straße ums Überleben kämpft. An seiner Seite steht sein bester Freund Wilkie. Dennoch ist das Leben hart und Melvin muss schlau und gerissen sein, um sich zu behaupten.

Klug wie er ist, ist ihm auch schnell klar, dass es eine Verbindung zwischen den ermordeten Dirnen gibt: Sie alle lebten einst bei seiner verstorbenen und verhassten Ziehmutter. Nun sind noch zwei Frauen und Melvin am Leben. Melvin will seine geliebte Ayleen um jeden Preis schützen, doch der Mörder kommt ihm zuvor. Als Melvin versucht, mehr über die Tat herauszufinden, steckt er mittendrin in einem Wirrwar aus Schattenmächten, Gier, Rache und Wiedergutmachung. Und am Ende muss Melvin feststellen, dass er eine ganz besondere Rolle darin spielt.

Viele Akteure versalzen fast die Geschichte

Es ist wirklich nicht einfach, sich voll auf das Buch einzulassen. Schon zu Anfang folgen kurze Kapitel aufeinander, die aus der Sicht verschiedener Protagonisten geschrieben sind. Viel wird nicht erklärt, man muss es erstmal hinnehmen und darauf vertrauen, dass es sich irgendwann sinnvoll auflöst. Das tut es tatsächlich, allerdings braucht man Durchhaltevermögen, um ein Mindestmaß an Verstehen zu bekommen. Dann lohnt sich die Geschichte aber sehr! Der Autor bedient sich vieler verschiedener Elemente: von dunkler Mystik über Thriller und Krimi bis hin zum spannenden Abenteuer-Roman. Selbst die Queen lässt er auftreten, ein allzu bekannter Wissenschaftler ist dabei und das ein oder andere Wesen aus so manchem Horrorfilm spielt ebenfalls seinen Beitrag. Man sollte meinen, dies sei zu viel des Guten, doch es passt hervorragend ins Gesamtbild.

Interessant ist vor allem, wie Hertweck das Mysterium um Jack the Ripper für sich gewinnbringend genutzt hat. Seine tragische Geschichte beginnt bereits hunderte Jahre zuvor und erklärt, wie aus ihm das schreckliche Monster geworden ist. Demgegenüber steht der unschuldige Melvin, eine Figur, die eine ebenso tragische Vergangenheit hat, deren Ausmaß sich aber erst Stück für Stück offenbart. Wie alles zusammenhängt, kann man sich in den kühnsten Träumen nicht vorstellen und doch passt alles auf wunderbare Weise. Der angenehme Schreibstil bringt das nächtliche London überzeugend rüber und hat man sich einmal an die wechselnden Kapitel gewöhnt, ist die Geschichte ein purer Lesegenuss.

Fazit

Spannend, mörderisch und manchmal etwas gruselig kommt Der letzte Rabe des Empire daher und präsentiert ein Lesespektakel der besonderen Art.

Der letzte Rabe des Empire

Patrick Hertweck, Thienemann

Der letzte Rabe des Empire

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