Auf der Suche nach der eigenen Identität
Blue Echohawk leidet darunter, dass sie keine Ahnung hat, wo ihre Wurzeln tatsächlich sind. Aufgewachsen ist Blue mit dem Pawnee-Indianer James Echohawk, der dem Mädchen zum einen die Liebe zum Schnitzen von Skulpturen weitergegeben hat, zum anderen ihre Unabhängigkeit förderte. Blue, die zunächst davon ausgegangen war, dass James Echohawk ihr Vater ist, musste später erfahren, dass sie sich wohl täuschte. Ihre Mutter hatte die 2jährige Blue damals im Truck von James Echohawk zurückgelassen und verschwand spurlos.
Als ihr Ziehvater in der Wildnis verschwand, wurde Blue bei einer Verwandten untergebracht, die keinen Hehl daraus macht, auf den Tag zu warten, an dem die junge Frau eigene Wege gehen würde. Die 19jährige Blue ist rebellisch und gibt sich in der Schule arrogant und unnahbar. Mit dem neuen Geschichtslehrer Darcy Wilson ist sie sofort auf Konfrontationskurs, obwohl er in ihr etwas berührt. Seine unermüdlichen Versuche, Blue dazu zu bringen, etwas über sich selbst zu schreiben, scheinen zunächst zum Scheitern verurteilt. Blue flüchtet sich in eine Metapher – kann sich aber den Bemühungen Wilsons nicht ganz verschließen und gibt immer mehr über sich selber preis. Das aber weckt in Blue Erinnerungen an ihre unbekannte Herkunft.
Manchmal etwas überladen
Grundsätzlich vermag die Autorin Amy Harmon mit ihrem Plot zu überzeugen. Sie zeichnet ein Bild einer in sich zerrissenen jungen Frau, die sich zu schützen versucht, indem sie sich als Rebellin präsentiert. Ihr Bedürfnis nach Zuneigung – die ihr von ihrer ungewollten Ziehmutter Cheryl nicht entgegengebracht wird – versucht Blue mit sexuellen Affären zu stillen. Das jedoch ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. So befindet sich die intelligente Außenseiterin auf einem abschüssigen Weg, als im letzten Schuljahr ein Geschichtslehrer auftaucht, der nicht nur sein Fach liebt, sondern auch einen besonderen Umgang mit Menschen pflegt. Er erkennt in Blue die Verletzungen und zeigt ihr beharrlich einen Weg zu sich selbst. Dieses Setting hat viele Facetten und lässt auch eine lebendige Story zu. Allerdings schwankt Amy Harmon da etwas zwischen langatmigen Stellen, die sich teilweise wiederholen und Szenen, die ob ihrer Intensität leicht überladen wirken. Diese Schwankungen machen es nicht immer leicht, der Story zu folgen. Dazu kommen unzählige Zeitsprünge, die dazu führen können, den roten Faden etwas zu verlieren.
Mehr Identität und weniger Liebe
Der Roman bewegt sich weitgehend auf der Ebene, auf der die junge Blue langsam reift und anfängt, sich mit ihrer unbekannten Vergangenheit auf eine ganz andere Art auseinanderzusetzen. Sie durchbricht ihre zugelegten und oft negativen Muster und findet zu ihrer eigentlichen Identität. Nur am Rande spielt die aufkeimende Liebesbeziehung zu Darcy Wilson eine Rolle. Das im Widerspruch zum Klappentext, der vermuten lässt, dass das zentrale Thema des Romans just die verbotene Liebe zwischen Schülerin und Lehrer ist. Hier wäre Handlungsbedarf, will man einer Enttäuschung vorbeugen. Die spannende Entwicklung von Blue wird auf hohem Niveau erzählt. Doch immer wieder kommen Figuren hinzu, die in ihren Handlungen nicht so ganz überzeugen und zudem gibt es den einen oder anderen Zufall zu viel, um letztlich die Geschichte zu einem besonderen Leseerlebnis zu machen.
Fazit
A Different Blue erzählt die Geschichte eines Mädchens, das auf der Suche nach seiner Herkunft ist und dabei einiges einstecken muss. Die Autorin Amy Harmon erzählt meist in einem süffigen Ton und präsentiert eine spannende Protagonistin.
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