Viel Action und wenig Tiefgang
Gerade noch hat sich der 16jährige Adam Cassel ein halsbrecherisches Motorradrennen mit einem Freund geliefert. Er betritt das Hotelzimmer seiner Eltern und findet seine Mutter ermordet vor; sein Vater kann ihm mit dem letzten Atemzug noch das Wort „Lauf!“ zuraunen. Plötzlich sieht sich Adam im wichtigsten Rennen seines Lebens und der Siegespokal ist jetzt sein eigenes Überleben. Adam muss rennen, sich verstecken und sich tarnen – eine ungewohnte Rolle für einen, der bis gestern noch ein unbeschwerter, sorgloser Sonnyboy war und jetzt erfahren muss, dass sein Vater ein Agent des Bundesnachrichtendienstes war und einer wichtigen Spur folgte.
Seine Feinde scheinen überall zu lauern, scheinen ihm immer mindestens eine Nasenlänge voraus zu sein und Adam kann niemandem trauen. Das heißt – er kann fast niemandem trauen, denn da ist noch seine „alte“ Freundin Yasemin. Superclever wie sie nun ist, besucht sie eine Schule für Hochbegabte, wo sich auch noch die reichen und schönen Sprösslinge der noch Reicheren tummeln und ausgerechnet dorthin scheint eine Spur zu führen. Aber wie einen Kampf gegen ein ganzes Syndikat führen? Die Lage scheint aussichtslos …
Wahnwitzige Rennen, ehrliche Explosionen
Patrick McGinley, der vielen Lesern sicher aus seiner Jugend-Grusel-Reihe um das „House of Fear“ bekannt sein dürfte, legt mit diesem Buch offensichtlich den Grundstein für eine neue Romanreihe um jugendliche Actionhelden, bei denen man manchmal denkt, dass sie einen James Bond – Entschuldigung – ganz schön alt aussehen lassen. Mit rasantem Tempo geht es auf halsbrecherische Motorrad- oder Skirennen, wahnwitzige Abfahrten mit ungewöhnlichen Fahrzeugen und natürlich um die eine oder andere Explosion. Geschenkt wird dem Helden nichts und dennoch hat er immer noch die Zeit, mit der linken Hand die Pizza zu halten, in die er genießerisch beißt, wogegen sich die andere Hand um die langhaarige, atemberaubende Blondine legt.
Bei dem Tempo, das in diesem Buch geboten wird und seine Leser durchaus zu fesseln vermag, ist aber leider der Tiefgang und auch ein Teil der Logik auf der Strecke geblieben. So bedient sich ein Teil der Bösewichte der klassischen „Schurken-Optik“, die natürlich die spiegelnde Glatze und das ständige hämische Grinsen beinhaltet, dennoch treten diese Unholde so dilettantisch auf, dass sogar ein 16jähriger, der bisher noch nie mit Beschattung oder Verfolgungen zu tun hatte, auf der Stelle erkennen kann, wo der Hase entlang hoppelt.
Noch haarsträubender empfand ich persönlich die Versuche des Helden, sich an einer Hochbegabten-Schule einzuschleichen. Hier tritt er als ein aufstrebendes Mathegenie auf und untermauert diese Behauptung mit ein paar mathematischen Formeln, die sogar mir, deren letzte „Mathe-Bemühungen“ mal gerade mit „ausreichend“ bewertet wurden, geläufig waren. Viel zu schnell ging mir auch Adams Veränderung vom sorglosen Strahlemann zum ernsthaften – oder sogar mitfühlenden – Kämpfer für die Gemobbten und auch von einer größeren Trauer um seine verstorbenen Eltern, konnte ich in dem Roman nicht viel erkennen.
Fazit
Die Liebhaber von actiongeladenen Abenteuern, die Spaß an rasanten Jagden und halsbrecherischer Action haben, denen der Held dann ohne einen Kratzer entsteigt, werden an dem Buch sicher ihre Freude haben. Wer aber auch etwas über echte Gefühle oder über die ernsthafte Suche nach Gerechtigkeit lesen will, der stellt fest, dass diese Bereiche hier gnadenlos zu kurz gekommen sind – oder auch gar nicht stattfinden. McGinley liefert peppiges Fastfood – wer das mag, der jagt mit seinem rasanten Tempo mit und versucht die beschriebenen Stunts hoffentlich niemals, niemals zu Hause!
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