Keine halben Sachen

  • Gulliver
  • Erschienen: Februar 2021
  • 0

Broschur, 144 Seiten

ISBN: 9783407812575

Keine halben Sachen
Keine halben Sachen
Wertung wird geladen
Rita Dell'Agnese
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMär 2021

Drogen gegen die Einsamkeit

Leo strahlt alles aus, was Robin gerne wäre. Der 15-jährige Robin fühlt sich unzulänglich und schüchtern, findet keinen Anschluss mehr und kommt mit sich nur schlecht klar. Da begegnet ihm Leo, der mit einer unerschütterlichen Nonchalance durchs Leben geht. Er nimmt Robin unter seine Fittiche und lässt ihn erste Erfahrungen mit Drogen und Alkohol machen. Die Leichtigkeit, die Robin dabei empfindet, macht ihn empfänglich für härtere Drogen. Der Junge gerät immer stärker in einen Strudel, der nach unten führt. Robins Mutter, der die Veränderung ihres Sohnes auffällt, steht der Situation machtlos gegenüber. Obwohl Leos Ansehen nach einer Schlägerei Risse bekommt, mag Robin seinen neuen Freund nicht in Frage stellen. Erst als die Situation eskaliert und Robin fast sein Leben verliert, erkennt der 15-Jährige, was mit ihm los ist.

Eindringlich und direkt

Autorin Antje Herden macht – ganz ihrem Buchtitel folgend – keine halben Sachen. Kompromisslos skizziert sie Robins Weg in die Drogen und deren fatale Folgen auf das Leben des Jungen. Was Robin zunächst als Leichtigkeit empfindet, mündet in einem Rausch mit regelmäßigen Tiefpunkten und Halluzinationen. Die Autorin geht auf eine direkte Art auf diesen Zustand ein und lässt den Leser teilhaben am Verfall des jungen Menschen. Dabei konzentriert sie sich fast ausschließlich auf den Protagonisten selber und dessen eigene Wahrnehmung. So schwankt Robin etwa zwischen dem Verständnis für die gedankliche Abwesenheit seiner Mutter, deren Freundin ernsthaft erkrankt ist und das Denken der Alleinerziehenden stark absorbiert, und dem Gefühl der Verlassenheit bis zum unterschwelligen Vorwurf. Das fragile, sich stetig verändernde Verhältnis zwischen der Mutter und ihrem heranwachsenden Sohn ist überzeugend dargestellt.

Interessante Auflösung

Obwohl – der Kürze des Romans geschuldet – die Geschichte mehr oder weniger in einer Form von aneinander gereihten Sequenzen erzählt wird, bekommen die Leserinnen und Leser einen guten Eindruck davon, was mit dem 15-Jährigen tatsächlich passiert und wie sich seine Werte verschieben. Es wird auch zweifelsfrei sichtbar, dass es sich hier um die Folgen des Drogenmissbrauchs handelt. Die Zukunft Robins scheint unter einem immer düstereren Stern zu stehen. Obwohl die Aufsplittung in kurze Augenblicke durchaus für Tempo sorgen, wäre eine etwas üppigere Ausgestaltung ein echter Gewinn.

Fazit

Keine halben Sachen zeigt schonungslos die Folgen von Drogenmissbrauch auf und ist eine wichtige Grundlage, um sich mit seiner eigenen Wahrnehmung auseinanderzusetzen. Die Autorin beschönigt nichts, und setzt mit einem unerwartet heftigen Ende einen denkwürdigen Schlusspunkt.

 

Keine halben Sachen

Antje Herden, Gulliver

Keine halben Sachen

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Keine halben Sachen«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

LGBT
in der Jugendliteratur

Alljährlich wird im Juni der Pride Month gefeiert, um die Vielfalt unserer Gesellschaft hervorzuheben. Weltweit erheben Schwule, Lesben, Transgender, Bisexuelle und Menschen anderer sexueller Orientierungen ihre Stimme für Toleranz und stärken so die Gemeinschaft. LGBTQ+ ist schon lange kein Randthema mehr in der Jugendliteratur, sondern ein zentraler Aspekt zahlreicher Neuerscheinungen.

mehr erfahren