Schluss. Jetzt werde ich etwas tun

  • Gulliver
  • Erschienen: Februar 2021
  • 0

Broschur, 264 Seiten

ISBN: 9783407812643

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Alexandra Fichtler-Laube
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMär 2021

Ein wichtiges Buch, das einen sehr persönlichen Blick auf eine selbstbewusste Widerstandskämpferin wirft

Am 9. Mai jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von Sophie Scholl. Sie ist eine der bekanntesten Widerstandskämpferinnen während der Zeit des Nationalsozialismus und die Eckdaten ihres Lebens und Wirkens sind weithin bekannt. Durch Erzählungen ihrer Geschwister und Freunde und anhand verschiedener Dokumente konnte in zahlreichen Biografien bereits ein genaues Bild von der Person Sophie Scholl gezeichnet werden. Doch laut Maren Gottschalk geben diese oft nur einen persönlich gefärbten Eindruck einer Person wieder. Das wird besonders deutlich, wenn man die gegensätzlichen Beschreibungen von ihr durch ihre Schwester Inge mit der einer Freundin vergleicht: die eine kennt sie als zurückhaltend und still, die andere erlebt Sophie im Bund Deutscher Mädel als geborene Anführerin, die für jedes Abenteuer bereit ist.

Die Kinder von Fritz Hartnagel, einem engen Vertrauten von Sophie Scholl, haben in den letzten Jahren den Biografen den gesamten Briefverkehr zwischen Fritz und Sophie zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit weiteren bisher unveröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen Sophie Scholls können nun ihre eigenen Worte, und damit ihre persönliche Sicht auf sich selbst, ein deutlich kompletteres Bild der Widerstandskämpferin geben.

„Warum sind manche Menschen zum Widerstand fähig, und andere nicht?”

Sophie wird in eine große Familie hineingeboren. Die Beziehung zu den Eltern und Geschwistern ist sehr eng. Alle pflegen einen regen Briefwechsel untereinander und auch zu vielen Freund*innen außerhalb des Familienkreises. Die Eltern achten sehr auf eine gute Bildung und musikalische Erziehung. Leser lernen Sophie Scholl als eine starke, naturliebende junge Frau kennen, die ihr eigenes Verhalten oft hinterfragt. Besonders durch den Briefverkehr zwischen ihr und Fritz Hartnagel wird ihre innere Zerrissenheit und ihr unbändiger Wunsch nach einem geradlinigen, selbstbestimmten Leben offenbart.

Schon immer eher liberal eingestellt sind Sophie Scholls Eltern von Anfang an skeptisch der neuen Regierung gegenüber. Ihre Kinder jedoch, wie so viele andere deutsche Kinder und Jugendliche, sind begeistert vom Jugendprogramm der Nationalsozialisten. Maren Gottschalk schafft es sehr lebendig die Stimmung der Scholls und vieler Deutscher in den Anfangsjahren der NS-Zeit einzufangen und das alltägliche Leben zu beschreiben. Sie untersucht die vorhandenen Dokumente im Hinblick auf die Entwicklung Sophie Scholls, von einer glühenden Anhängerin und Anführerin im Bund der Deutschen Mädel hin zu der Widerstandskämpferin, die in die Geschichte einging. Dabei verbindet Gottschalk sehr anschaulich die geschichtlichen Hintergründe mit dem persönlichen Leben der Scholls und gibt damit einen interessanten Einblick in das Leben fernab der Front.

Fazit

Maren Gottschalk versteht es hervorragend, die vielen persönlichen Dokumente, Interviews und geschichtlichen Daten in einen fließenden Text zu fassen. Sie zeigt, wie aus Sophie und auch Hans Scholl Menschen wurden, die ihr Leben riskierten, um gegen die Lügen und das Morden eines alles zerstörenden Regimes zu demonstrieren.

Schluss. Jetzt werde ich etwas tun

Maren Gottschalk, Gulliver

Schluss. Jetzt werde ich etwas tun

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