Nationalsozialismus in Österreich
Hermann lebt mit seinem älteren Bruder Kurt, seiner kleinen Schwester Hedi und seiner Mutter in einer Kleinstadt in Österreich. Sein Vater ist an der Front und verteidigt ein Land, mit dessen Führer er nicht übereinstimmt.
Vor der Machtergreifung Adolf Hitlers war die Familie in der sozialistischen Partei. Die ist nun verboten und die Familie versucht das tägliche Leben zu meistern, ohne aufzufallen. Doch nicht nur fehlende Nahrung und Kleidung setzen der Familie zu, sondern auch die plötzlich einsetzenden Verhaftungen von Freunden und Gefährten.
Jugend unter Entbehrungen und Abenteuern
Der zwölfjährige Hermann wächst zur Zeit des Zweiten Weltkriegs auf. Diese ist geprägt von fehlenden Vätern, materiellen Entbehrungen und Angst; Angst, in der obligatorischen Hitlerjugend negativ aufzufallen und verdächtigt zu werden; Angst, um das Leben der Väter und Angst davor seine Meinung zu sagen. Leute, die vor der Machtergreifung Hitlers eher unbeliebt waren, spielen sich nun unter dem Schutz der Partei auf und tyrannisieren die Stadt.
Diese ist geteilt: Die einen lassen sich von Hitler und seiner Propaganda mitreißen und schwärzen diejenigen an, die es nicht tun. Die anderen kämpfen um das nackte Überleben und hoffen auf ein Ende des Krieges.
Hermann und seine Freunde sind Kinder mittendrin. In den vielen Kriegsjahren haben sie sich auf die Engpässe eingestellt und versuchen das Beste daraus zu machen. Sie sind Heranwachsende, die sich ausprobieren wollen, gefährliche Sachen tun, beobachten und trotz allem ihren Spaß haben.
Doch Hermanns Mutter und sein Bruder haben Geheimnisse. Scheinbar leere Zettel tauchen auf, ein Fahnenflüchtiger wird gesucht und verbotene Radiostationen gehört. Hermann ist wütend und fühlt sich ausgeschlossen. Mit seinen Freunden findet er mit der Zeit mehr heraus, als ihnen lieb ist, und dies bringt ihre Familien in noch größere Gefahr.
Geschichte aufregend und fesselnd verpackt
Held Hermann ist ein lehrreiches Buch, um alltägliches Leben während des Nationalsozialismus kennenzulernen. Man fragt sich oft, warum so viele Menschen nichts gegen die Nationalsozialisten gesagt haben und stille Mitläufer waren. Die Autorin kann die Ängste und Sorgen der Menschen eindrucksvoll vermitteln und man kann gut nachvollziehen, wie vorsichtig alle miteinander umgehen mussten, da falsches Vertrauen schnell das Leben kosten konnte.
Die Gegenüberstellung der schwierigen Lebensverhältnisse mit der unbändigen Lebenslust der Kinder, ihren teils halsbrecherischen Abenteuern und unzähligen einfallsreichen Ideen machen dieses Buch zu einem positiven, wenn auch manchmal beklemmenden Leseerlebnis. Weiterhin vermitteln die vielen bunten ganzseitigen Illustrationen schöne Abwechslungen inmitten eines schweren Themas.
Fazit
Leonora Leitl hat mit Held Hermann einen mitreißenden Charakter erschaffen, der neugierig, wissbegierig und mit offenen Augen durchs Leben geht. Sie beschreibt sehr gut verständlich die Lebensumstände der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts und gibt den Lesern einen Eindruck einer schweren Zeit, der noch lange haften bleibt.
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