Diese eine Lüge

Originalausgabe erschienen unter dem Titel The Truth Project; aus dem Englischen von Bettina Obrecht; Hardcover, 368 Seiten

ISBN: 9783522202718

Diese eine Lüge
Diese eine Lüge
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Rita Dell'Agnese
10101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMär 2021

Die Suche nach der eigenen Identität

Für Delia steht fest: Sie will als Abschlussprojekt einen ähnlichen Weg beschreiten, wie zuvor schon ihre ältere Schwester Bea. Dazu will sie per DNA-Aufschlüsselung nach ihren Wurzeln forschen und das Ergebnis in Gedichtform festhalten. Denn die Lyrik ist die Leidenschaft von Delia. Das Ergebnis, das sie aus dem Labor enthält, wirft jedoch alles, woran sie glaubte, über den Haufen. Sie macht sich deshalb auf die Suche nach ihrer wahren Identität – und nimmt mit ihrem biologischen Vater Kontakt auf. Ihr zur Seite steht Kodiak, der Junge, dem Delias Herz schon seit langem gehört – und der von Delias Umgebung als unpassend taxiert wird. Je mehr sich Delia in die Geschichte ihrer Herkunft verstrickt, desto mehr verliert sie den Halt. Denn sie stößt überall auf Lügen.

Ungewöhnliche Erzählstruktur

Kann man einen Jugendroman vornehmlich in Gedichtform packen? Ja man kann. Dante Medema beweist das mit Diese eine Lüge eindrücklich. Im Wechsel von Instagramm-Nachrichten, Mails und zum großen Teil Lyrik entsteht hier das Bild einer jungen Frau, die den Boden verliert, als sie die Gewissheit bekommt, dass sie anders ist als ihre beiden Schwestern. Spannend an der Konstellation ist, dass es nicht die von ihr insgeheim vermutete Adoption ist, die im Raum steht, sondern der Verrat ihrer Mutter am gesellschaftlichen Vater. Protagonistin Delia verpackt all die Gefühle, die mit dieser Erkenntnis einher gehen in ihre lyrischen Gedichte und schafft gerade dadurch eine unglaubliche Nähe zu den Leserinnen und Lesern.

Mit viel Tiefgang

Die Geschichte des Mädchens, das plötzlich mit einem unbekannten biologischen Vater konfrontiert ist, sich in eine glänzende Scheinwelt verstrickt und an der Realität beinahe zerbricht, hat sehr viel Tiefgang. Dabei ist Delia keineswegs eine strahlende Heldin, die über allem steht, sondern eine junge Frau, die etliche Fehler macht und sich in immer schwierigere Situationen hinein manövriert. Ihre innige Verbindung zu Freundin Sana wird durch Mogeleien ebenso auf die Probe gestellt, wie das Einvernehmen mit den Eltern, die die deutlichen Veränderungen ihrer Tochter zunächst deren Schwärmerei für den unliebsamen Kodiak in Verbindung bringen.

Fazit

Dante Medema berührt mit seinem Roman Diese eine Lüge, ohne ihn auch nur für einen Augenblick ins Kitschige abgleiten zu lassen. Die Erzählform Lyrik stellt gerade anfangs eine Herausforderung dar, kann sich aber mehr und mehr entfalten. Wer sich dem Experiment stellt, wird mit einem überzeugenden Roman belohnt.

Diese eine Lüge

Dante Medema, Thienemann

Diese eine Lüge

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