Jugendliche entdecken den Feminismus
Vivian ist die angepasste Teenagerin schlechthin. Sie tut alles, um in der Menge nicht aufzufallen und ihre Schulzeit so erfolgreich wie möglich hinter sich zu bringen. Dass an ihrer Schule die Mädchen von den Jungs systematisch unterdrückt und wie Objekte behandelt werden, ärgert sie zwar, doch sie schweigt dazu. Bis ein neues Mädchen in die Klasse kommt, und sich versucht, gegen die sexistischen Sprüche zu wehren, wenn auch ohne großen Erfolg.
Vivian fühlt sich schlecht, weil sie Lucy nicht beigestanden ist. Kurzerhand entwirft sie ein Zine, das sie Moxie nennt. Sie prangert den sexistischen Umgang in der Schule an. Die kleinen Magazine verteilt sie heimlich auf den Mädchen-Klos der Schule. Bald schon rätseln alle, wer hinter Moxie steckt. Nach und nach zeigen sich erste Triebe von Feminismus. Vivian fällt es zunehmend schwerer, sich nicht zu offenbaren. Doch da ist noch der neue Schüler, Seth, zu dem sich Vivian hingezogen fühlt – und den sie nicht mit den feministischen Ideen vergraulen will.
Spannende Auseinandersetzung mit dem Thema
Sobald das Wort Feminismus auftaucht, befürchten viele Leserinnen und Leser, einen Roman voller verstecktem Männerhass in Händen zu halten. Autorin Jennifer Mathieu entkräftet dieses Vorurteil gekonnt. Nicht zuletzt durch die Liebesgeschichte zwischen Vivian und Seth wird deutlich, dass es hier nicht darum geht, alles Männliche in ein schlechtes Licht zu rücken. Mathieu liefert eine spannende Auseinandersetzung mit dem Thema. Schnell wird klar, worin die Übergriffe bestehen, die an der East Rockport High zum „guten Ton“ gehören. So bewegt sich die Autorin in dieser Hinsicht auf einer gut nachvollziehbaren sachlichen Ebene und vermeidet einen Rundumschlag in Richtung Männerwelt.
Extremsituationen dargestellt
Bei der Beschreibung, was den Mädchen an der Schule alles zugemutet wird, kommt allerdings der Verdacht auf, dass Jennifer Mathieu hier die Erfahrungen von mehreren Highschools gesammelt und sie alle gebündelt hat. Die konsequente Übergriffigkeit des Direktors und der Lehrkräfte gegenüber den Mädchen, die klare Bevorzugung der Jungs und die systematische sexistische Herabwürdigung der Mädchen wirken letztlich dann doch etwas überzogen und extrem. Die Unterdrückung der Mädchen an der Schule findet ihr Ventil im verbotenen Schulstreik, der das ganze System des frauenfeindlichen Direktors und seines Sohnes ins Visier nimmt. Der Prozess, der dazu führt, wirft jedoch einige Fragen auf; die Pflanze Feminismus wächst etwas sehr schnell. Damit verlässt die Autorin leider den Pfad der Glaubwürdigkeit.
Fazit
Was in Moxie angesprochen wird, gehört zu den Bereichen, über die die Gesellschaft offen reden muss und gegen die angegangen werden muss. Jennifer Mathieu packt das alles in einen runden Roman mit weitgehend überzeugendem Setting. Es kann Mädchen durchaus Mut machen, über sexistische Übergriffe zu reden und sich dagegen zu wehren.
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