Du gehörst mir!
Jack ist tot. Elise hat ihn erschossen. Für Remy bricht eine Welt zusammen. Sie hat Jack geliebt, er war für sie Ruhepol und Ankerpunkt in ihrem Leben. Dass ausgerechnet ihre beste Freundin Elise Schuld am Tod von Jack ist, kann Remy kaum verkraften. Die Polizei stellt schnell fest, dass Remy keine Schüsse abgegeben hat. Dennoch vernimmt sie Remy immer wieder. Doch sie ist sich nicht ganz sicher, was an diesem verhängnisvollen Abend in den entscheidenden 14 Minuten wirklich geschehen ist. Verzweifelt versucht sie, wenigstens Elise zu schützen. Doch irgendetwas stimmt nicht an ihrer Version – und das merkt auch die Polizei.
Die dankbare Mitläuferin
Es ist stimmig, was die Autorin Sarah Lyu in ihrem Roman als Plot aufbaut. In dem einen Moment, in dem Remy äußerst verletzlich ist, tritt Elise in ihr Leben. Sie stellt sich schützend vor Remy und zieht den Jungen, der Remy gerade abserviert hat, mittels eines bösen Streichs zur Rechenschaft. Die sich draus entwickelnde Freundschaft der beiden Teenager nimmt erst recht Fahrt auf, als Elise zum Leidwesen von Remy miterlebt, wie sich Remys Eltern in den Haaren liegen.
Der ständige Streit ihrer Eltern ist für Remy ein Grund, weshalb sie keine Freundin mit nach Hause bringen will. Schnell kippt die anfänglich auf Augenhöhe stattfindende Freundschaft und Remy lässt sich von Elise in eine manipulative Abhängigkeit bugsieren. Sie wird zur Mitläuferin und steht absolut loyal hinter der unkonventionellen Elise. Diese wiederum sondert Remy nach und nach von ihren restlichen Freunden ab und schafft auf diese Weise eine einseitige Beziehung. Mit einer feinen Erzählweise führt Sarah Lyu ihre Leser langsam in diese Thematik ein und macht die fatale Entwicklung einer falschen Freundschaft sichtbar.
Der Bruch
Als sich Elise ihrer Freundin so sicher ist, dass sie sie schnöde sitzen lässt – in der Gewissheit, dass es für sie keine Folgen haben würde – lernt Remy Jack kennen. Er ist das absolute Gegenteil von Elise und gerade deshalb fühlt sie sich bei ihm wohl. Das wiederum führt bei Elise zu Verlustängsten, sie versucht Remy immer extremer zu manipulieren und von Jack fern zu halten.
Davon erfahren die Leser im Laufe der Vernehmung auf der Polizeiwache. Denn da gibt es immer wieder kurze Rückblenden, in denen Remy sich die vergangenen Monate und Tage vor Augen führt und so die Rahmenhandlung nach und nach mit einem bedrückenden Inhalt füllt. Präzise und nachvollziehbar führt die Autorin ihr Publikum durch die erdrückende Szenerie rund um Elise.
Der Roman lebt von einer überzeugenden Mischung aus Handlungsablauf und erklärenden Rückblenden. Dadurch entsteht das Bild einer fatalen Freundschaft, das gerade den jungen Lesern die Augen öffnet, wie gefährlich es werden kann, sich mit falschen Freunden zu umgeben.
Fazit:
Die amerikanische Autorin Sarah Lyu legt einen höchst ungewöhnlichen Roman vor, der viel Nachhall hat. Obwohl die eigentliche Handlung nur einen kurzen Zeitraum umfasst, bleibt sie spannend, auch wenn es sich hier und da leicht zieht. Das wichtige Thema, das hier behandelt wird, gleicht das locker aus.
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