Schizophrenie ist eine schwere und komplexe Krankheit
„Es gibt keinerlei Privatsphäre mit dieser Krankheit. Irgendjemand ist immer bei dir, du wirst ständig beobachtet und ständig zugelabert.“
Adam leidet an Schizophrenie. Als dies in seiner alten Schule herauskommt, entscheiden sich seine Eltern, ihn in ein katholisches Internat zu stecken. Dort lernt er Maya kennen und verliebt sich in sie. Doch wie soll er vor ihr seine Krankheit geheim halten? Denn er ist sich sicher: Seine Mitschüler werden ihn aus Angst meiden.
„Wenn ein Mann im gelben Anzug dich wieder und wieder und wieder fragt, wie viel Uhr es ist, dann willst du ihm irgendwann antworten, weil du weißt, dass er dann verschwindet.“
Im Grunde hat sich Adam mit seiner Schizophrenie arrangiert. Die meiste Zeit kann er die Stimmen in seinem Kopf, die unterschiedlichen Gestalten, die ihm ständig etwas ins Ohr flüstern, ignorieren. Einzig Rebecca ist für ihn Seelentröster und imaginäre Freundin zugleich. Sie fühlt und leidet mit ihm und merkt oft als Erste, wenn Adam ein schwererer Anfall bevorsteht.
Um seine Attacken besser in den Griff zu bekommen, nimmt er an einer Studie mit einem neuartigen Medikament teil. Daher ist er im ständigen Austausch mit seinem Arzt, der auch die Dosis langsam erhöht. Tatsächlich fühlt sich Adam immer besser, freundet sich mit dem ständig quasselnden Dwight an und verliebt sich in Maya. Trotz der dauernden Angst, dass sich sein Zustand wieder verschlimmern könnte, erlaubt er sich, durchzuatmen.
Doch nach wie vor ist Adam der Meinung, dass seine Mitmenschen Angst vor ihm haben sollten. Er sieht sich als Belastung für seine Mutter und seinen Stiefvater und glaubt, auch Dwight und Maya werden sich von ihm abwenden, sobald sie von der Schizophrenie erfahren. Eine brisante Wendung nimmt das Ganze, als Ian, einer seiner Mitschüler, zu ahnen scheint, dass etwas mit Adam nicht stimmt. Auf einmal muss sich Adam doppelt anstrengen, um sein Geheimnis zu wahren – doch das macht die Ticks noch schlimmer.
Mit einem Wort zu beschreiben: Grandios!
Es sind diese besonderen Themen, die den Arctis-Verlag herausstechen lassen. Vermutlich weiß jeder in etwa, was sich hinter Schizophrenie verbirgt, doch nur die wenigsten kommen je damit in Berührung. Daher ist Wörter an den Wänden längst überfällig und trifft mitten ins Schwarze.
Im Zentrum steht der sechzehnjährige Adam, dessen von seinem Arzt angeregte Tagebucheinträge die Kapitel bilden. Aus seiner Sicht erlebt der Leser seine Erfahrungen mit der Krankheit, aber auch seinen Alltag und seine zum Schreien komischen Seitenhiebe gegen seinen Arzt. Adam sticht vor allem wegen seines Sarkasmus und schwarzen Humors hervor – das macht ihn zum idealen Kandidaten, seine Geschichte zu erzählen.
Dank seiner Art ist man weit davon entfernt, ihn zu bemitleiden. Er trägt seinen Zustand mit Fassung und zeigt seine wahren Gefühle nur selten, was ihn noch viel authentischer werden lässt. Er ist der wahre Star hier: liebenswert und besonders.
Man merkt vor allem, dass sich Julia Walton viele Gedanken gemacht und ausreichend recherchiert hat. Es ist mit Sicherheit kein leichtes Thema, dem sie sich gewidmet hat. Schließlich zeigt sich Schizophrenie in vielen unterschiedlichen Stufen. Es gilt Vorurteile auszuräumen, zu sensibilisieren und Adam einfach kennenzulernen, so wie man jeden Menschen vorurteilsfrei kennenlernen sollte, bevor man ihn in eine Schublade steckt.
Fazit
Dieses Buch ist ohne Zweifel schon jetzt ein Jahreshighlight! Niemals zuvor hat mich die Geschichte hinter einer Krankheit so nachhaltig fasziniert, wie in diesem Fall. Julia Walton hat mit Wörter an den Wänden genau den richtigen Nerv getroffen. Beeindruckend!
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