Amina: Mein Leben als Junge

Hardcover, 160 Seiten

ISBN: 9783764170851

Amina: Mein Leben als Junge
Amina: Mein Leben als Junge
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Tanja Wenz
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2019

Aufwachen im Vorhof der Hölle

Stell dir vor, du wachst in einem dunklen, engen Gefängnis auf und kannst dich an nichts erinnern – weder warum du dort bist, noch wie du heißt oder woher du kommst. Horror pur…

Geheimnisse müssen in der Familie bleiben

In Afghanistan sind Frauen nichts wert und Paare, die keine Söhne haben, werden von der Gesellschaft schnell stigmatisiert. So ist es auch Aminas Eltern ergangen, weshalb sie aus ihrer Tochter direkt nach der Geburt einen Sohn gemacht haben – Amina wurde zu Amin und ist als Junge aufgewachsen. Das bedeutete für sie Freiheiten, die sie als Mädchen nie gehabt hätte: Sie durfte zur Schule gehen, Fahrrad fahren, sich außerhalb der engen Mauern des heimischen Gartens bewegen, Drachen steigen lassen und war zudem vom Kochen und Putzen befreit. Doch die beginnende Pubertät setzt ein zeitliches Ende. Aus Amin soll wieder Amina werden. Doch ist das wirklich so einfach? Und will sie das überhaupt?

Aminas Familie zieht nach Kabul, weil sie sich dort sicher vor den einfallenden Taliban wähnen. Das Leben im verstaubten und ärmlichen Flüchtlingslager stellt alle auf eine harte Probe. Amina bekommt durch ihre Schwester unerwartet die Möglichkeit, bei reichen Verwandten zu leben und als Mädchen zur Schule zu gehen. Denn dort, im glitzernden reichen Viertel von Kabul, ist möglich, was auf dem Land nicht möglich ist. Doch jahrelang als Junge gelebt zu haben, hinterlässt seine Spuren. Amina ist innerlich zerrissen- ist sie nun ein Mädchen oder ein Junge?

Ein Leben im Krisengebiet

Die Autorin beschreibt in ihrem Buch die Widrigkeiten, mit denen die ländliche Bevölkerung Afghanistans leben muss: Trockenheit, Missernten aber auch die durchziehenden Militärtruppen werden erzählerisch gut dargestellt. Richtig fesselnd wird es, als die Taliban sich im Dorf von Amina festsetzen und es als Kommandozentrale ausbauen. Für uns im Westen ist es unvorstellbar, mit welcher Härte und Grausamkeit dort Verhaltensregeln aufgestellt und Bestrafungen durchgeführt werden.

Amina trifft im Laufe der Geschichte auf Frauen, die ihr helfen, sich zu erinnern, wie es ist, eine Frau zu sein. So erfährt der Leser viel über den niedrigen Status einer Frau in der Gesellschaft von Afghanistan. Dadurch lernt man auch einiges über Missstände und was es bedeutet, als Frau in so einem Land zu leben. Der einzige Wermutstropfen: Die Geschichten wirken manchmal etwas künstlich aufgebaut und fügen sich nicht in den ansonsten harmonischen Erzählstil der Autorin ein.

Fazit

Ein berührendes Buch, das an den Grundfesten des Lebens rüttelt: Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung. Die Autorin schafft es, mit einfachen Worten die Leser zu fesseln und in eine für uns äußerst fremdartige und oft auch beängstigende Welt zu entführen. Auch wenn die Erzählung manchmal ein wenig künstlich aufgebaut ist, beschäftigt das Buch nachhaltig.

Amina: Mein Leben als Junge

Carolin Philipps, Ueberreuter

Amina: Mein Leben als Junge

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