Bereichert das beliebte Genre auf lobenswerte Art.
Frieda und Jannis lieben Pferde über alles, haben aber völlig verschiedene Ansichten, was die Pferdeaufzucht angeht. Während für Jannis der Reitsport im Mittelpunkt steht, geht es Frieda mehr um artgerechte Haltung – und darum, was den Pferden guttut! Da wird Jannis‘ Lieblingspferd Dari immer nervöser und schreckhafter. Kann Frieda Dari mit ihren ganzheitlichen „Pferdeflüsterer“-Methoden helfen?
Die Eltern der dreizehnjährigen Frieda betreiben einen Reiterhof irgendwo an der Küste der Ostsee. Da zieht Jannis mit seiner Mutter nach einer unschönen Scheidung von der Großstadt Berlin aufs platte Land und in Friedas Nachbarschaft.
Auch Jannis‘ Mutter betreibt einen Reiterhof, nur wird der unter völlig anderen Gesichtspunkten betrieben als der von Friedas Eltern. Während bei ihnen das Pferd und damit dessen artgerechte Behandlung im Mittelpunkt steht, setzt Jannis‘ Mutter Pferdezucht mit Turniersport gleich und hat diese Werte natürlich auch ihrem Sohn vermittelt.
Als Frieda und Jannis als neue Nachbarn, die zudem noch in die gleiche Klasse gehen, aufeinandertreffen, sind Konflikte vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass Frieda von Jannis‘ Lieblingspferd, Dari, fasziniert ist. Frieda möchte der Stute helfen, da sie ihrer Meinung nach von Jannis nicht richtig behandelt wird. Überraschenderweise lässt sich Jannis darauf ein.
Frieda fängt mit Dari eine Art „Gelassenheitstraining“ an, damit das Pferd mit neuen Situationen besser zurechtkommt. Dieses Training scheint zunächst auch anzuschlagen und Daris Verhalten verbessert sich. Doch dann verschlechtert sich der Zustand des Pferdes schlagartig wieder, es wird immer schreckhafter und nervöser. Ist Friedas Training daran schuld, wie Jannis zunächst meint? Der Streit eskaliert, als er Frieda schließlich Hausverbot erteilt.
Daris Zustand verschlimmert sich währenddessen weiterhin. Woran liegt es nun wirklich? Und wird es Jannis und Frieda gelingen, Dari zu helfen, indem sie den wahren Übeltäter finden?
Dieser erste Band einer neuen Pferdebuchreihe beim Magellan-Verlag versetzt den Leser ab der ersten Seite in Urlaubsstimmung. Selbst als „Nichtreiter“ wie ich bekommt man Lust, sich auf einen Pferderücken zu schwingen und in der untergehenden Abendsonne am Strand der Ostsee entlang zu galoppieren…
Das hört sich vielleicht etwas kitschig an, ist es aber bei Weitem nicht, denn der Autorin gelingt es, grandiose Naturbeschreibungen erfrischend klar und unverschnörkelt so zu schildern, dass man als Leser meint, zusammen mit Frieda auf dem Pferd zu sitzen und an ihren Erlebnissen teilzunehmen.
Angenehm fällt auch auf, dass das Geschehen abwechselnd aus Jannis‘, dann wieder aus Friedas Sicht geschildert wird. So wird der Leser ständig auf dem Laufenden gehalten und dazu herausgefordert, sich ein eigenes Urteil über die Grundfrage des Buches zu bilden. Wer hat nun bessere Gründe für die jeweilige Art und Weise, ein Pferd zu halten? Ist es der pragmatische Jannis oder das gefühlvolle „Pferdemädchen“ Frieda?
Dem Leser wird so geschickt aber ganz nebenbei eine wichtige Lebensweisheit verdeutlicht: dass nämlich Vieles immer zwei Seiten hat und die Wahrheit oft in der Mitte liegt.
Dadurch dass es auch eine männliche Hauptperson gibt, wird das Buch darüber hinaus aus dem allzu typischen „Pferdebuch = Mädchenbuch“- Klischee herausgeholt. Auch Leserinnen und Leser, die nicht reiten, kommen auf ihre Kosten, ist das Buch doch fern von jeder kitschigen Reiterhofromantik, und fast völlig frei von jeglichem Pferdejargon. Zum Schluss hin entwickelt sich die Handlung dazu noch zu einer spannenden Detektivgeschichte.
Zwar verzichtet die Autorin nicht auf die fast schon ebenso typische Liebesgeschichte, jedoch entwickelt sich diese anders, als man jetzt vielleicht annehmen möchte. Mehr wird aber nicht verraten.
Nur so viel: Bei der Beschreibung der Entstehung von Beziehungen punktet die Autorin durch ihre Beobachtungsgabe und Lebensnähe.
Fazit:
Auch wenn der Titel und der Untertitel „Mähnen im Wind“, gepaart mit dem Cover eines technisch weiß gezeichneten Pferdeschimmelkopfes gleich „Pferdebuch“ suggerieren, schwimmt dieses Buch doch gegen den Strom und schafft es, das beliebte Genre auf lobenswerte Art zu bereichern.
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