Der Ruf des Henkers

Einst, vor langer Zeit, lebten sie alle in Einklang und Frieden miteinander. Doch dann begannen die Menschen die ihnen innewohnende Magie zu verleugnen, ja, Jagd auf alle magischen Wesen zu machen. Diese zogen sich in magische Refugien, die aus Träumen errichtet wurden, zurück. Die Menschen begannen sie zu vergessen.

Als es dann vor Generationen zum Zerwürfnis unter den Elfen kam, begann ein von beiden Seiten zunächst gnadenlos geführter Krieg. Erst die Errichtung einer undurchlässigen Grenze zwischen Valdurin, dem Reich des Lichts und der Unterwelt brachte einen brüchigen Frieden. Jetzt bröckelt Lyrians Wall der das Reich der Askari vor den Bharassar schützt, der Krieg könnte wieder aufflammen - mit verheerenden Folgen für alle Beteiligten.

Naya ist eine Halbelfin. Ihre verstorbene Mutter hatte sich in einen Menschen, einen Antiquar verliebt und wurde, ihm zuliebe, aus ihrer Heimat verstoßen. Von den allermeisten Elfen als Halbblut verachtet und gemieden hilft sie ihrem Vater in seinem Antiquariat in New York, geht mit ihrem Jugendfreund, Jaron dem Lichtelfen ins Kino und, wen wundert's, liest viel.

Seit einigen Wochen hat sie das Gefühl, dass jemand ihre Träume raubt. Eines Nachts setzt sie einen Zauber, den ihr die Hausfee Rosa geschenkt hat ein, um den Dieb auf frischer Tat zu erwischen. Statt eines Kobolds aber erweist sich einer der Dunkelelfen als der Dieb; Vidar, ein junger Mann, der gar merkwürdige Gefühle in Naya auslöst.

Dass sich unsere Halbelfe als Erbin Lyrions erweist und als Einzige die Macht hat, den Wall zwischen den verfeindeten Elfen wieder zu stabilisieren, den Status Quo aufrecht zu halten und so einen neuen Krieg der Schatten zu vermeiden, erweist sich als schwere Bürde. Zwei Elfen, der eine im Licht wandelnd, der Andere aus den Schatten kommend, buhlen um ihre Gunst, um die Zukunft der Welt ...

Dramatik meets Gefühl

Wer Gesa Schwartz' Karriere ein wenig mitverfolgt hat, der weiß, dass die Autorin mit Herzblut unterwegs ist. In ihren Romanen geht es vordergründig immer um Gefühle, dahinter aber hat sie immer eine weitere, tiefschürfendere Suche versteckt. Vorliegend geht es um den Drang nach Freiheit, den Mut Veränderungen anzustreben und natürlich um eine Frau zwischen zwei charismatischen Männern.

Das hält für die zumeist weiblichen Fans der Autorin genau das bereit, auf das sie bei einem neuen Buch von Gesa Schwartz hoffen sehr intensiv, gleichzeitig glaubwürdig verfasste Schilderungen der chaotischen Gefühlswelt der Protagonistin, jede Menge Dramatik und eine Prise Abenteuer.

Man taucht tief ein in das Leben, die Hoffnungen und Ängste von Naya, bibbert mit ihr ob der Aufgabe, die ihrer harrt, ist überrascht und bewundert gleichzeitig, wie sie mit den dramatischen Ereignissen umgeht und sich nicht unterkriegen lässt.

Dass sie als Hauptfigur nicht einfach unberührt durch die Fährnisse wandert, die ihr das Schicksal in Gestalt der Verfasserin auflegt, ist man gewohnt. Aber die Art und Weise, wie es Schwartz gelingt, uns mit und in ihrer Figur gefangen zu nehmen, uns hineinzuziehen, ist schon besonders.

Fazit

Wie schon in ihren bei Egmont-Lyx erschienen Romanen verbindet die Autorin gekonnt Romantik mit einer übernatürlichen Handlung, besticht mit wunderbar gezeichneten Figuren und unterhält voller Gefühl aber auch packend.

Der Ruf des Henkers
Der Ruf des Henkers
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Carsten Kuhr
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMai 2016

Der Henker auf der Jagd nach Wechselbälgern

William Calcraft ist im Auftrag der Königin Viktoria im Land unterwegs. Seit nunmehr über 40 Jahren geht er seiner Tätigkeit nach, ist Landauf, Landab für seine Sorgfalt und Kompromisslosigkeit bekannt. Calcraft hilft verurteilte Schwerverbrecher zu bestrafen - er ist Queen Viktorias Henker.

Sein Ruf eilt ihm auch in einem kleinen Dorf abseits der Metropole voraus. Eigentlich sollte er eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, hängen; doch sein Instinkt lässt ihn zögern. Ist die Verurteilte wirklich schuldig, oder hat ihr jugendlicher Verehrer, der Sohn des örtlichen Pfarrers recht, wenn er um Gnade für sie bittet? Calcraft trifft eine folgenschwere Entscheidung. Die Verurteilte wird frei gesetzt, dafür tritt der Pfarrersohn Richard Winters als Lehrling in seine Dienste.

Zusammen ziehen sie quer durch England, von einem Schafott zum Nächsten. Dass sie dabei immer wieder auch auf seltsame, furchteinflößende Gestalten treffen führt dazu, dass Richard dem Geheimnis seines Meisters auf die Spur kommt. Calcraft macht Jagd auf die vom alten Volk, den Alben, den Menschen untergeschobenen Wechselbälgern. Und er will, dass Richard in seine Fußstapfen tritt. Im Londoner Gefängnis von Newgate legt Richard schließlich sein Meisterstück ab, doch dann gerät seine Welt vollends aus den Fugen.

Nicht nur, dass er seine alte Flamme in London wieder trifft, auch die Jüdin Rose macht ihm schöne Augen und die Gerüchte munkeln davon, dass die Alben einen neuen Angriff auf die Menschen planen - dabei ist dieser schon lang unterwegs ....

London im 19. Jahrhundert, voller Details und wirklichkeitsnah

Der in Stuttgart beheimatete Björn Springorum erzählt uns eine faszinierende Geschichte. Dabei nutzt er sein profundes Wissen um London und England zur Mitte des 19. Jahrhunderts um uns zunächst eine Metropole vorzustellen, die Realität atmet. Hier geht es wild zu, herrschen fast schon anarchische Zustände. Die Stärkeren setzten sich skrupellos durch, Leid und Elend, Hunger und Seuchen, Gestank und Armut beherrschen das Bild abseits der Nobelviertel. In diese, auch in Details sehr wirklichkeitsnah wirkende Beschreibung, hat der Autor drei Erzähler gesetzt.

Da ist zunächst der erfahrene Henker, der von Vielen angefeindet und verleumdet seiner Tätigkeit nachgeht. Ihn stößt die Sensationsgier und die Geschäftemacherei rund um die Hinrichtungen ab, er will seine Arbeit ohne große Aufregung erledigen und die Schuldigen ihrem Schöpfer übereignen.

Richard entwickelt sich im Verlauf der Handlung vom naiven Landei hin zu einem jungen Mann, der zwar viele Fehler macht, aus diesen aber lernt. Diesen Prozess, dass Fehler zum Leben und Reifen gehören, hat der Autor sehr unauffällig, aber deutlich herausgearbeitet.

Hinzu kommt dann noch die junge Jüdin Rose, die sich in Richard verliebt. Dass der Junge ihre Gefühle zunächst gar nicht bemerkt betrübt sie, wie sie ihrem Tagebuch anvertraut, hindert sie aber nicht daran, mutig ihren Weg zu gehen.

Jeweils abwechselnd erzählen Richard und Calcraft von der Jagd auf die Wechselbälger und dem Angriff der Alben. Immer wieder eingeschoben sind dann die Tagebucheintragungen Roses, die für ein ganz klein wenig Romantik sorgen. Das Gebotene überzeugt nicht nur durch die Kulisse, sondern insbesondere durch die griffigen Figuren und den unauffälligen aber gut lesbaren Stil.

Fazit

Ohne dass der Autor sich in grausigen Details verliert, präsentiert er seinen Leser einen ungeschminkten Einblick in das Leben in das London der Queen Viktoria, reichert diese Kulisse mit seinen übernatürlichen Wesen an und legt so einen Schmöker vor, der seine Leser in den Bann zieht.

Der Ruf des Henkers

Björn Springorum, Thienemann

Der Ruf des Henkers

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