Feuerrot

Irgendwo haben Sie doch den Namen Irene Adler schon einmal gehört? Vielleicht haben sie ihn auf einem Plakat gelesen, auf dem die sensationelle Theater-Show der einzigartigen Illusionisten angekündigt wurde, vielleicht gar entsprechende Bemerkungen in den illustren Kreisen der Gesellschaft aufgeschnappt. Oder, sie arbeiten bei der Polizei und sind hinter der besten Diebin der Welt her - vergeblich, wie ich anmerken darf.

Als letzte Variante, bei dem der Name ihnen vielleicht untergekommen sein könnte, habe ich das Strand Magazine in Petto, in dem ein gewisser Dr. Watson die Ermittlungen, pardon Deduktionen eines Sherlock Holmes für die breite Öffentlichkeit aufbereitet. Was das Ganze mit mir zu tun hat wollen Sie wissen?

Nun, ich bin Irene Adlers Sohn, helfe ihr bei ihren Auftritten auf der Bühne und begleite sie auf der ganzen Welt. Dumm ist allerdings, dass meine Mutter mich just bei eben jenem Privatdetektiv Holmes abgeladen hat, zu nahe sind ihr die Häscher auf den Fersen. Jetzt sitze ich, von Mrs. Hudson wunderbar verpflegt, bei zwei alten, merkwürdigen Männern und langweile mich zu Tode. Gut, dass Sherlocks Bruder Mycroft vorbeikommt und mich mit in seinen Club nimmt. Zwar ist dort jegliches Reden verboten, im Turm des Bauwerks aber treffen sich drei Jugendliche, die, wie ich, neu in der Stadt sind.

Theodosia besitzt nicht nur eine leibhaftige Schlange sondern auch übersinnliche Kräfte, Sebastian ist ganz der Sohn und Enkel seiner Vorfahren, den Quatermains. Er ist schon in vergessenen Stätten einstigen Hochkulturen und im tiefen Dschungel gewesen. Harold ist ein Bastler und Erfinder der Superklasse.

Als im Britischen Museum eingebrochen, und aus der Sammlung- die Allan Quatermain dort vorbereitet - ein magisches Kleinod entwendet wird, mit dessen Hilfe man Unschuldige dazu zwingen kann, Morde zu begehen, ist es an uns vier, die Verdächtigen aufzuhalten - auch wenn dies Sherlock und Lestrade so gar nicht gefällt ...

Eine neue, frische Generation mit detektivischem Spürsinn

Die beiden Autoren haben sich schon vor einiger Zeit zusammengetan, um ihre junge Leserschicht mit packendem Futter zu versorgen. Mit ihrer Drachengasse 13-Reihe haben sie dafür gesorgt, dass junge Menschen an das Medium Buch herangeführt wurden und das Schmökern für sich entdeckt haben. Nun starten sie im Thienemann Verlag eine neue Reihe. Statt aber blind dem großen Vorbild Arthur Conan Doyle und seinen Figuren zu folgen, setzen die Beiden auf deren Kinder. Der Sohn Irene Adlers und der Alan Quatermains, da verbinden sich die spannendsten Geschichten der entsprechenden Ära miteinander.

Detektivische Deduktion und verschollene Urwaldkulturen aus fernen Ländern, das übt selbst heute noch seinen Reiz auf die Leser aus. Dazu gesellen sich an Steampunk angelehnte Ideen. Etwa einen Robotbutler oder Séancen, dann als Kulisse das Victorianische London, das hat schon etwas. So läuft die Handlung spannend und rasant vor den Augen der Leser ab, werden diese förmlich ins Abenteuer hineingezogen.

Ganz behutsam versuchen die Autoren ihre Figuren dann auch mit ein wenig Tiefe auszustatten. Auch wenn der packende Plot natürlich das Buch dominiert, tauchen immer wieder einmal nachdenkliche Betrachtungen auf. Einsamkeit spielt eine Rolle, das Gefühl, von den Erwachsenen nicht ernst genommen zu werden, ausgegrenzt zu werden, oder aber auch die Macht der Freundschaft, die Halt bietet.

Fazit

So besuchen wir im Roman nicht nur ein faszinierendes London, sondern wir lernen unsere mutigen jungen Helden kennen und folgen diesen ins erste von hoffentlich vielen Abenteuern: Wartet in diesem ersten doch viel Potential darauf, noch gehoben zu werden.

Feuerrot
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Carsten Kuhr
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMai 2016

Hexenroman in einem realitätsnahen Setting

Es lebt sich als Magd eines angesehenen Handelsherren ganz gut in Ravensburg. Zwar ist die Arbeit so manches Mal schwer, doch Magdalene hat wenigstens ein Dach über dem Kopf, ein Feuer im Kamin und ein warmes Essen auf dem Tisch in der Gesindestube.

Vielen in und um Ravensburg geht es lange nicht so gut. Eine Missernte hat dafür gesorgt, dass die Saat auf den Feldern verfault, die Bauern hungern, die Tagelöhner finden keine Arbeit und darben und auch Magdalenes Familie leidet Not. Dazu kommt, dass die Stadt von verheerenden Unwettern getroffen wird. Hagelstürme, die über die oberschwäbische Stadt in nie gekanntem Ausmaß hereinbrechen, Gewitter und Nebel - man munkelt, dass die Geister Verstorbener die Stadt heimsuchen.

Als sie an ihrem freien Nachmittag ihre notleidende Familie in der Unterstadt besuchen will, läuft sie einem jungen Mann ins Pferd. Lucio, Kaufmannssohn aus Italien findet Gefallen an der hübschen Magd und bedrängt sie. Als sie ihn zurückweist, nimmt der aufgeblasene Rüpel bittere Rache - er zeigt sie wegen Hexerei an.

Inquisitor Heinrich Kramer, der bereits mit einem Prozess gegen zwei Hexen beschäftigt ist, soll sich der Sache annehmen - und der gnadenlose Verfolger allen widernatürlichen Gezüchts ist bekannt dafür, mit der Strafe in Form des Scheiterhaufens nicht zu geizen. Retten kann Magdalene nur einer - der Mann, der sie wahrhaft liebt und der einen waghalsigen Plan schmiedet ...

Minutiös recherchiert, sprachlich ansprechend und inhaltlich fesselnd - ein echter Blazon eben

Seit Jahren schon schreibt die in Stuttgart ansässige Nina Blazon einen Bestseller nach dem Anderen. Auffällig dabei, wie wandelbar sich die Autorin jeweils präsentiert. Immer abseits ausgetretener Pfade verzückt sie ihre Leser mit eigenständigen Anlagen, faszinierend lebendig gezeichneten Charakteren und einer im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Handlung. Dabei wechselt sie munter zwischen Krimi, historischem und phantastischem Roman hin und her.

Vorliegend erzählt sie uns einmal mehr eine ergreifende Geschichte. Nun haben wir Erzählungen rund um Hexenverfolgungen eigentlich schon ein paar Mal gelesen, allein Blazon gelingt es, uns ihre Protagonistin ans Herz zu legen. Wir fiebern mit der mutigen jungen Frau mit, können uns bestens in ihr Lage hineinversetzen. Wir leiden und bangen mit ihr, wir bewundern ihren Mut und wollen ihr am liebsten beistehen.

Das ist eine der Besonderheiten, die Romane aus der Feder Nina Blazons immer auszeichnet. Die Nähe zur Erzählerin - Blazon bevorzugt weibliche Protagonisten - die Intimität mit dieser, die Art und Weise, wie es der Autorin gelingt, uns die Handlungen aber auch die Gefühlslage der jeweiligen Erzählerin verständlich und nachvollziehbar zu machen. Egal, ob wir es mit einer etwas anderen, ungewöhnlichen Fantasy-Welt zu tun haben, oder sie uns, versiert, fundiert und vorzüglich recherchiert in die Vergangenheit mitnimmt, immer merkt man als Leser, mit wie viel Herzblut sie bei der Sache ist.

Fazit

Insoweit bleibt als Fazit, dass einmal mehr ein Roman auf den Leser wartet, der geschichtliche Fakten mit einer packenden Handlung verbindet, uns dabei Personen vorstellt, die glaubwürdig und interessant gezeichnet sind und uns der Text wunderbar spannend unterhält.

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