Wir fallen nicht

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  • Erschienen: Januar 2014
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  • Ravensburger, 2012, Titel: 'Karikko', Originalausgabe
Wir fallen nicht
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Rita Dell'Agnese
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJul 2015

Urlaubsgeschichte voller Mystik

Sie sind jung und neugierig: Die Brüder Mitja und Wladimir sind mit ihrer Mutter auf dem Weg in den Campingurlaub, als ein Defekt am Wohnwagen sie zwingt, an einem seltsamen Ort namens Lands End Halt zu machen. Für Mitja – den Ich-Erzähler – kein Problem. Denn am Strand trifft er auf ein geheimnisvolles Mädchen, das ihn in ihren Bann zieht. Sie macht ihn mit einer Gruppe von Jungen bekannt, die sich in der Nähe des Strandes eine eigene kleine Welt zusammen gezimmert haben. Mitja fühlt sich wohl im Kreise der Bande. Er schildert Tage voller neuer Eindrücke. Aber auch Momente, in denen er seiner Mutter näher kommt, sie auf eine neue, reifere Art betrachtet. Unterbrochen werden seine Erzählungen durch kurze Sequenzen, in denen das geheimnisvolle Mädchen im Mittelpunkt steht – hier zeigt sich bereits ein mystischer Einschlag, der im Verlaufe der Geschichte immer deutlicher wird. Die dritte Erzählebene sind Rückblenden auf einen verhängnisvollen Abend, an dem sich die Brüder und andere Jugendliche in einem alten Gebäude trafen und die Polizei eintraf, um die Jugendlichen von dort zu vertreiben. Dabei geschieht etwas Schreckliches.

Die Leser mögen sich anfänglich fragen, wie die drei Erzählebenen zusammenhängen. Sie haben zwar lose Verbindungen, scheinen aber zunächst in sich selber geschlossen zu sein und bis auf die wenigen Berührungspunkte wenig miteinander zu tun zu haben. Je tiefer der Leser aber in der Geschichte verschwindet, desto deutlicher wird, was die drei Teile verbindet. Nur wird der Leser bis zum Schluss warten müssen, bis sich ihm die ganze Tragweite der Geschichte offenbart. Hier hat Autorin Seita Vuorela einen geschickten Weg eingeschlagen. Sie erzählt viel und geht dabei in die Tiefe, hält die Spannung aufrecht und knüpft erst nach und nach alle Fäden zu einem dramatischen Bild zusammen. Bis es aber soweit ist, fordert sie die Leser stark heraus. Zum einen unterscheiden sich die drei Erzählstränge so stark voneinander, dass es manchmal schwierig ist, aus der einen Geschichte aufzutauchen, um sich wieder auf die andere einzulassen. Zum anderen ist die mitschwingende Mystik nicht immer ganz so leicht zu deuten – und zu bewältigen.

Seita Vuorela redet in ihrem Buch vom Tod. Ein Thema, mit dem sich auch junge Menschen auseinander setzen sollten. Die Autorin führt ihre Leser sehr subtil an die Thematik Tod heran. Dieses vorsichtige Vorgehen nimmt der Geschichte aber nicht die Dramatik. Im Gegenteil. Der Tod wird dadurch noch gehaltvoller, intensiver spürbar. Je tiefer aber Vuorela ihre Leser ins Geschehen einbindet, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass der eine oder andere aussteigt – nicht nur, weil ihn das Thema Tod bedrücken könnte. Vielmehr ist das sich langsam immer stärker ausbreitende Gedankenspiel des Bruders von Mitja schwer zu verstehen und es treten beim Lesen einige Längen auf, die dazu verleiten, das Buch wegzulegen. Es mag daran liegen, dass die Übersetzung aus dem Finnischen nicht ganz so einfach ist und es dadurch zu gewöhnungsbedürftigen Konstrukten im Erzähltempo kommt, doch stellen diese nicht unerhebliche Klippen dar, die es zu bewältigen gilt.

FAZIT

Der Roman macht betroffen. Das Thema Tod nimmt eine dominantere Rolle ein, als es zunächst den Anschein haben mag. Zugleich fordert die Erzählweise ein aufmerksames Publikum. Das macht es nicht ganz einfach, zum berührenden Kern der Geschichte vorzudringen. Der mystische Einschlag schließlich, der sich immer deutlicher zeigt, je weiter der Roman fortschreitet, dürfte nicht jedermanns Geschmack treffen – zumal er weder aus dem Klappentext noch aus der Buchbeschreibung ersichtlich ist. Wer mehr auf Reality-Romane steht, sollte ich also gut überlegen, ob er wirklich zu diesem Roman greifen möchte.

Wir fallen nicht

Seita Vuorela, -

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