Bevor er es wieder tut
the Gifted – Im Netz des Serienkillers Ein neuer Fall für Profilerin Cassie und ihr Team: Ein brutaler Killer scheint die Morde von Daniel Redding zu kopieren – Serienmörder und Deans Vater! Bald wird klar, dass alle Fäden beim inhaftierten Redding selbst zusammenlaufen. Eine heftige Zerreißprobe, denn jetzt beginnt der Killer aus dem Gefängnis heraus ein gefährliches Psychospiel, um die jungen Agenten – und allen voran Dean – zu zermürben. Als Agentin Veronica Sterling mit ins Boot geholt wird, spitzt sich der Fall zu – denn sie steht nicht nur zu Redding in besonderer Beziehung …
Darüber reden, was passiert ist
Beim Austragen einer Gratiszeitung wird die junge Kim überfallen und verschwindet. Zwei Tage später wird sie schwer verletzt in einem Kanal gefunden. Johanna, zwei Jahre älter als Kim und in der selben Stadt zuhause, weiß, was dem Mädchen geschehen ist. Denn Johanna trägt seit einem Jahr ein düsteres Geheimnis mit sich. Johanna wurde Gewalt angetan. Körperliche und seelische Gewalt. Und sie ist sicher, dass es genau dieser Täter ist, der sich jetzt Kim geschnappt hat. Ein Täter, der wieder zugreifen wird. Damals, als es geschehen ist, hat Johanna nicht darüber geredet. Sie will selber damit klar kommen. Aber der Weg zurück ins Leben gelingt ihr kaum – aus dem fröhlichen, unbeschwerten Mädchen ist eine verschlossene und schreckhafte Person geworden. Doch da ist Vincent. Der Junge, der Kim aus dem Wasser gezogen hat. Johanna lernt Vincent näher kennen und fasst zum ersten Mal wieder Vertrauen. Sie weiß, dass es nicht wieder passieren darf, dass sie ihr Schweigen brechen muss, um dem Täter das Handwerk zu legen. Vincent könnte Ihr dabei helfen. Dabei könnte sie aber das, was zwischen ihnen langsam am Entstehen ist, aufs Spiel setzen. So muss Johanna einen riesigen Schritt tun, um sich vom Gespenst der Vergangenheit langsam zu lösen.
Es ist ein intensives Buch, das die Autorin Kristina Dunker vorlegt. Sie geht darin sehr nahe an die verschiedenen Persönlichkeiten heran und gibt ihnen viel Entwicklungsspielraum. Johanna wird als junge Frau beschrieben, die ein traumatisches Erlebnis zu verkraften hat, aber durch den Umstand, dass sie sich niemandem anvertrauen kann, ein weiteres Trauma erleidet. Eindringlich, beängstigend realistisch und sehr direkt beschreibt Kristina Dunker, was in Johanna vorgeht und wie sie verzweifelt versucht, stark zu sein. Die Autorin geht mit großer Empathie und viel Sacherstand ans Werk, ohne dass sie dies besonders heraus streichen würde. Damit schafft sie etwas Besonderes: Sie legt Opfer-Täter-Verhalten offen und zeigt Schritt für Schritt die Mechanismen auf, die hier greifen.
Obwohl Johanna klar im Mittelpunkt steht, ist es nicht alleine das junge Mädchen, das im Laufe des Romans einen Prozess durchmacht. Auch Vincent und sein Freund Elias müssen mit ihren jeweiligen Rollen klar kommen. Denn beide geraten kurzzeitig in den Verdacht, Täter zu sein. Beide erleben, was es heißt, von den anderen abgestempelt zu werden. Während Vincent schnell aus dem Verdacht entlassen scheint, muss Elias – Kims letzter Freund – mit der brodelnden Gerüchteküche leben. Hat er etwa dem Mädchen Gewalt angetan, weil es ihn zurückwies. Elias zieht sich von der Gesellschaft zurück – ein weiteres Schicksal, das Kristina Dunker in den Roman einflicht und das der Geschichte viel Gewicht verleiht. Und ein weiterer Beweis dafür, dass sich die Autorin intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt hat. Ein kleines Störmanöver im Reigen der wirklich hervorragend gezeichneten Charaktere bildet einzig Johannas Mutter, die alles andere als sympathisch ist, aber in Teilbereichen etwas überzeichnet scheint, zeigt sie doch keinerlei Interesse am Wohlergehen der Tochter. Im Gegenteil, die despektierliche Art, mit der Johannas Mutter mit ihren eigenen Eltern umgeht, lässt die Frage auftauchen, wie es unter diesen Umständen dazu kommen konnte, Johanna zu einer sehr menschlichen und sozialen Figur wachsen zu lassen, obwohl sie einem solch schlechten Einfluss ausgesetzt ist.
FAZIT
Ein überraschend gehaltvoller Roman, der alle Elemente eines Jugendthrillers aufweist und ausgezeichnet aufgebaut ist. Kristina Dunker hat nicht nur genau den passenden Tonfall für die ins Auge gefasste Zielgruppe der 14- bis 17-jährigen gefunden, sie hat auch alle Elemente eingebaut, die es braucht, damit ein Jugendroman nicht nur berührend und spannend ist, sondern auch noch ein erwachsenes Publikum ohne weiteres anzusprechen vermag.
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