Sunny war gestern

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2014
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Die Gesellschaft des Abendsterns hat ihr erklärtes Ziel, die in Zzyzx gefangen gesetzten Dämonen zu befreien, fast erreicht. Drei der in den verborgenen Refugien versteckten Artefakte hat der Sphinx, seines Zeichens Anführer des Abendsterns, bereits an sich gebracht. Die Ritter der Morgenröte scheinen auf verlorenem Posten zu stehen.
Doch dann kommt einmal wieder alles ganz anders, als gedacht - ja sogar als befürchtet.

Nachdem es dem Sphinx gelungen ist, zunächst Seth, später auch die Truppe, die sich Seths Befreiung aus dem Kerker auf ihre Fahnen geschrieben hat, gefangen zu nehmen, wird er selbst entmachtet. Der Dämon Graulas übernimmt, nachdem er Seth in die Irre geführt hat, den Abendstern, sucht und findet nicht nur die restlichen Artefakte, sondern auch die menschlichen Schlüssel zur Öffnung des Zzyzx. Um ihn und letztlich die Vernichtung der Welt aufzuhalten, bildet sich eine gar ungewöhnliche Allianz – Seth, Kendra und ihre Verbündeten und der Sphinx ziehen an einem Strang – doch wird dies reichen, um das drohende Unheil letztlich aufzuhalten?

Brandon Mull schließt seinen fünf-bändigen All-Age Zyklus mit einem etwas zu einfach ausgefallenen Paukenschlag ab.

Wie wir dies aus den anderen Romanen der kleinen Serie bereits gewohnt waren, besticht der Autor auch vorliegend wieder durch interessant gezeichnete Personen, die sich glaubwürdig verhalten, die sich angesichts der Abenteuer, der sie ausgesetzt sind, folgerichtig entwickeln und altersgerecht agieren.

Man kann es ganz einfach ausdrücken – der Leser schlüpft sehr gerne in die Haut der beiden Protagonisten, durch deren oftmals staunende Augen wir die magischen Wesen beobachten und an der Auseinandersetzung teilnehmen. Geschickt verbindet Mull noch einmal Gestalten aus den Sagenwelten mit unserer modernen Welt, fügt jede Menge Geheimnisse und Abenteuer bei und treibt die Spannung insbesondere im Mittelteil des Romans auf die Spitze. Dabei müssen unsere Figuren auch immer wieder mit schmerzlichen Verlusten umgehen, müssen Niederlagen einstecken und sind oft am Verzweifeln. Dass sie sich davon letztlich nicht unterkriegen lassen, dass sie allen trüben Erfolgsaussichten zum Trotz den Kampf nicht aufgeben, weckt unsere Bewunderung und wir fiebern mit unseren Jugendlichen mit.
Immer wieder wechselt dabei die Perspektive, begleiten wir einmal Kendra dann wieder ihren Bruder Seth auf ihren Wegen, die sich letztlich am Kerker der Dämonen treffen.

Allerdings, und damit sind wir auch schon am großen Manko des vorliegenden Buches, macht es sich der Autor im Finale etwas zu einfach. Da hat er überzeugend und fesselnd über hundert Seiten die große Auseinandersetzung vorbereitet, hat den finalen Kampf angekündigt, nur um diesen letzten Verzweiflungsschlag um die Rettung der Welt dann in kaum 20 Seiten abrupt zu Ende zu führen. Was wirkt überhastet, ist in sich kaum glaubwürdig, wenn auch letztlich zu dem erwartenden Ende führend. Hier hatte ich mir ein wenig mehr Dramatik und Offenbarungen erwartet, das wirkte einfach nicht stimmig.

Fazit

Auch dieser Band bietet wiederum eine Handlung voller Tempo und Spannung, greift Sagenmotive auf und transportiert diese in ein modernes Umfeld. Nur das Ende lässt etwas zu wünschen übrig.

Sunny war gestern
Sunny war gestern
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Melanie Reichert
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJun 2014

Wäre dein Leben anders verlaufen, wenn du in einer anderen Familie aufgewachsen wärst?

Laura und Sunny. Das Traumpaar der Schule. Dabei weiß die 17jährige Laura gar nicht wie ihr geschieht, denn ihr Freund ist nicht nur Schulsprecher und in der Hockey-Mannschaft, sondern sieht auch noch verdammt gut aus, hat Witz und ist intelligent sowie wohlhabend. Umso mehr fragt sie sich, warum er eigentlich mit ihr zusammen ist: durchschnittlich, optisch kein Vergleich zu ihm und noch dazu die Tochter einer Psychotherapeutin und eines Biologielehrers.

Ihre Welt gerät ins Wanken, als Sunny während eines Dates verhaftet wird. Der Vorwurf: Er soll in der Berliner U-Bahn einen Mann krankenhausreif zusammengetreten haben. Die beiden glauben an eine Verwechslung, bis das Video der Überwachungskamera auf jedem Kanal im Fernseher gezeigt wird. Wen Laura darauf sieht, kann nur Sunny sein – Verwechslung ausgeschlossen. Doch dann wird ein weiterer Tatverdächtiger in Berlin verhaftet, der sich als Sunnys Zwillingsbruder Yasir herausstellt. Warum haben seine Eltern ihm einen Bruder verheimlicht? Warum wurden sie getrennt? Und wird Sunnys und Lauras Beziehung diese Zerreißprobe überstehen?

Ein brandaktuelles Thema mit authentischen Charakteren kombiniert. Darüber hinaus eine moderne Doppeltes-Lottchen-Geschichte, die überzeugen kann. Ein gelungenes Jugendbuch, das auch die Kehrseite der Medaille beleuchtet. Das Buch ist klassisch in Kapitel unterteilt und wird uns in der Gegenwartsform erzählt. So hat man als Leser den Eindruck gerade mit den Protagonisten unterwegs zu sein, also dass die Geschichte gerade erst geschieht.

Ganz besonders der Schreibstil fällt sofort ins Auge. Das Autoren-Duo besitzt ein unglaubliches Geschick, den Charakteren alleine durch ihre Ausdrucksweise Leben einzuhauchen und sie so realistisch erscheinen zu lassen. Schon der Unterschied zwischen Laura (Durchschnittsfamilie) und Sunny (Schicht der Besserverdiener) wird auf den ersten Seiten deutlich. Wenn dann auch noch Yasir (quasi im Ghetto aufgewachsen) zu Wort kommt, weiß der Leser, wie man Dialoge führt, um Charaktere entsprechend zu würdigen.

Wir haben es hier mit der typischen Doppeltes-Lottchen-Geschichte zu tun. Ein Zwilling, bei der reichen Mutter aufgewachsen, hat alles, was er sich wünscht. Der andere, im Berliner Ghetto bei seinem Vater groß geworden, musste sein Leben lang um alles kämpfen und hat somit die kriminelle Zukunft schon mit in die Wiege gelegt bekommen. Die Charaktere sind für mich mehr als zufriedenstellend ausgearbeitet. Gerade bei den Zwillingen sind es die feinen Details, die die Ähnlichkeiten, aber auch genauso deutlich die Unterschiede aufzeigen.

Auch die Nebencharaktere wurden liebevoll ausgestaltet und sind absolut authentisch. Alle machen während der Geschichte eine Entwicklung durch oder müssen zumindest ihre Denkweise umstellen, bzw in eine andere Richtung lenken. Sie passen sich der Situation an und zerbrechen auch nicht an der Wahrheit, die so manches Mal wirklich bitter sein kann.

Die Story ist schon alleine durch ihre Aktualität wirklich spannend. Das Autoren-Duo räumt mit den Vorurteilen gegenüber Ausländern auf, bringt aufs Tablett, worüber gerne geschwiegen wird: Wird jemand schon aufgrund seines Hintergrundes für schuldig befunden? Leider war es für mich ein wenig enttäuschend, dass das Ende relativ offen ist, was mir zeigt, dass sich die Autoren zwar an das Thema herangetraut haben, es dann aber doch nicht bis zum Schluss ausführen wollten.

Ich würde die Story ab 13/14 Jahren empfehlen, weil man sich dann entsprechend in die Charaktere hineinversetzen kann und vielleicht auch schon eine eigene Meinung zum Thema Ausländerfeindlichkeit oder dem Justizsystem in Deutschland hat. Das Buch enthält keine sexuellen oder zu gewalttätigen Szenen (lediglich in einer wird Gewalt beschrieben, die aber keine Albträume verursachen dürfte).

Fazit

Ein spannender Wettlauf gegen das deutsche Justizsystem. Ein Buch über die Familie, die Wurzeln von einem selbst und die Grundsätze, die man vertritt. Charaktere und Dialoge, die sowohl authentisch sind, als auch Spaß machen. Für mich ein gelungenes Jugendbuch, was lediglich durch sein offenes Ende minimal negativ auffällt. Auch für alle Teenager, die gerne ein Buch über Beziehung und Liebe lesen möchten.

Sunny war gestern

Edgar Rai, Cem Gülay, dtv

Sunny war gestern

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