Jack Morrow und das Grab der Zeit

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  • Erschienen: Januar 2013
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  • Heyne, 2013, Titel: 'Sorrowline Book 1', Originalausgabe
Jack Morrow und das Grab der Zeit
Jack Morrow und das Grab der Zeit
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Carsten Kuhr
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Jugendbuch-Couch Rezension vonMär 2014

Packende Zeitreisegeschichte als Auftakt einer Serie

Jack Morrow hat es nicht leicht. In der Schule wird der 12-jährige gemobbt, gerade haben ihm seine Klassenkameraden einmal wieder verprügelt und ihm das Handy, das ihm sein Vater geschenkt hat, abgenommen. Nun steht weiterer Ärger ins Haus zumal sein Dad als erfolgloser Dieb eine Haftstrafe vor sich hat.

Auf dem Friedhof, am Grab seiner Mutter, beginnt Jack dann an seinem Verstand zu zweifeln. Der herumliegende Müll formt sich zu Figuren mit menschlichen Umrissen, die Jagd auf Jack machen. Als er den Grabstein seiner Mutter berührt, fällt er durch einen Tränentunnel ins Jahr 2008 – dem Tag ihres Todes.

Ein merkwürdiger Alter, der von sich behauptet sein Großvater zu sein, erwartet ihn an der Stelle, an der einige Tage später das Grab ausgehoben werden wird. Während sein Opa weitere Angriffe abwehrt, eröffnet er dem Jungen, dass dieser dazu ausersehen ist eine geheimnisvolle Rose zu suchen, die nicht nur in der Lage ist alle Krankheiten, ja das Altern selbst zu heilen, sondern auch die Macht verleiht, über die erste Welt zu herrschen. Erste Welt, eine heilkräftige Rose von Annwn?

Während Jack noch Bauklötzchen staunt, reist er in London zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Während Deutsche Bomber ihre explosiven Ladungen abwerfen, kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit dem Mann, der für all das Leid seiner Familie, und für den Tod seiner Mutter verantwortlich ist. Rouland, so der Name des Despoten, scheut vor nichts zurück, um seine Macht zu sichern. Doch er hat seine Rechnung ohne Jack Morrow gemacht, der auf seiner Odyssee durch die Zeiten auf Davey, seinen gerade gleichaltrigen Großvater und Eloise, einer jahrhundertealten einstmals tote Paladinin zählen kann. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen den selbsternannten Herrscher der Erstwelt auf und versuchen die Zukunft oder doch die Vergangenheit zu ändern ...

Niel Bushnell hat sich seinen Lebensunterhalt bislang mit dem Zeichnen von Comics und Trickfilmen verdient. In seinem Erstlingsroman, einmal mehr dem Auftakt einer Serie, nutzt er das beliebte Zeitreisemotiv um seine Geschichte zu erzählen.

Zunächst irrt der Leser zusammen mit seinem Erzähler Jack ein wenig hilflos in den Geschehnissen umher. Man hat Mitleid mit dem knapp 13-jährigen, dem das Schicksal gar übel mitgespielt hat. Mutter früh verstorben, Vater kriminell, er selbst ein gemobbter Außenseiter ohne Freunde, das ist nicht unbedingt typisches Heldenmaterial. Und dann die merkwürdigen Wesen, die ihm begegnen – unstoffliche Geisterwesen, die als Müllmänner Jagd auf ihn machen, Zeitenschmiede, Springer, Operatoren und Macher der Erstwelt, einer anderen Dimension, begegnen uns und Jack braucht ein wenig Zeit, bis er das alles akzeptiert und eingeordnet hat.

Auch dass sein eigener Großvater, der dank der Zeitreise gerade einmal genauso alt ist wie er selbst, ihn übers Ohr haut macht es für Jack nicht einfacher. Doch er nimmt die Queste an, steht für seine neuen Freunde ein und versucht verzweifelt, den Tod seiner Mutter rückgängig zu machen.

Geschickt lässt ihn der Autor dabei in verschiedene Zeiten eintauchen, ohne hier zu viel vom Leser zu fordern. Jack begibt sich nicht an geschichtsträchtige Orte oder zu Ereignissen, die die Ära prägten, sondern bleibt, ganz seiner Queste verhaftet, im London der Jahre 2008, 1940 und 1813. Hier versucht der Junge zu überleben und die finsteren Pläne Roulands zu verhindern.

En passant erfahren wir ein wenig von der ersten Welt, einer Dimension, in der die Bewohner über besondere Kräfte verfügen, die uns aber - noch zumindest - relativ fremd bleibt. Der erfahrene Leser bemerkt, dass hier Grundlagen für die weiteren Bände gelegt werden, dies aber so unauffällig in die Handlung integriert, dass es kaum auffällt.

Der Plot selbst liest sich recht angenehm; Jack agiert altersgemäß und glaubwürdig, so dass man ihm mit zunehmender Dauer immer lieber ins Abenteuer folgt.

Auch wenn der Autor auf physikalische Unmöglichkeiten nicht eingeht – Jack begegnet sich selbst – und er immer wieder unauffällig literarischen wie cineastischen Vorbildern seine Referenz erweist, liest sich der Band packend und flüssig. Die ebenso unauffällige wie gelungene Thematisierung von Tot und Familienproblemen sorgt für weiteren Tiefgang, das Heldentrio aus der einstmals toten Eloise, dem schlitzohrigen Davey und dem besonnenen Jack arbeitet gut zusammen und die Queste an sich sorgt für die nötige Dramatik.

Fazit

Mit Jack Morrow und das Grab der Zeit legt der Autor Niel Bushnell eine packende Zeitreisegeschichte voller Dramatik und faszinierenden Gestalten vor, die Appetit auf mehr weckt.

Jack Morrow und das Grab der Zeit

Niel Bushnell, -

Jack Morrow und das Grab der Zeit

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