Nummer 3

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  • Erschienen: Januar 2013
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  • IVI, 2013, Titel: 'Hostage Three', Originalausgabe
Nummer 3
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Rita Dell'Agnese
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMär 2014

Die Nummer tötet sich leichter als ein Mensch

Amy ist verwöhnt. Als Tochter eines wohlhabenden Bankers steht ihr die Welt offen. Doch Amy ist auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Sie rebelliert offen gegen die Welt, die ihr von den Erwachsenen vorgesetzt wird. Dazu gehört auch ihre Stiefmutter, die sie nicht akzeptieren mag. Nach Querelen in der Schule muss Amy mit auf einen Segeltörn mit ihren Eltern. Die Zeit verspricht gehörig langweilig zu werden. Bis sich die Ereignisse überschlagen. Piraten entern das Boot und nehmen die Familie gefangen. Sie machen die Familie nicht nur zu Geiseln, sie nehmen ihnen auch jede Form von Menschlichkeit, indem sie sie zu Nummern machen. Amy ist Nummer 3 und weiß, dass sie die erste sein wird, die ihr Leben verliert, wenn die Piraten ihren Forderungen durch die Hinrichtung einer Geisel Nachdruck verleihen müssen. Obwohl sie ihre Panik nur mit Mühe niederkämpfen kann, ist Amy von einem der Geiselnehmer fasziniert: Farouz. Der junge Mann berührt Amy auf einer Ebene, die die Grenzen zwischen Geiselnehmer und Gefangenen auflöst und sie zu zwei Menschen macht, die sich mit Neugier und Gefühl begegnen. Etwas, das vor dem Hintergrund der Brutalität, mit der die Piraten vorgehen, an sich keinen Platz hat.

Nicolas Lake präsentiert eine faszinierende Story, keine Frage. Die Erkenntnis, wie schnell die Menschlichkeit verloren geht, wenn an die Stelle des Namens eine Nummer tritt, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geiselnahme. Amy, die als Teenager ohnehin gerade um ihre Identität kämpft, wird dadurch stark verunsichert. Sie hält sich also an den jungen Mann, der sich durch seine Art von den anderen Piraten abzugrenzen scheint. Und findet in ihm ebenfalls einen Menschen, der auf der Suche nach sich selbst ist. Die Annäherung der Beiden ist also eine logische Konsequenz, die vom Autor mit kleinen Nuancen ausgeschmückt wird, um der Sache zusätzlich Gewicht zu verleihen. Nicht unbedingt glücklich ist die Ausarbeitung der Hauptfigur Amy. Sie ist zu perfekt geraten, steht als Heldin an sich über der Sache und agiert selbst in Todesangst mit einer Portion Coolness. Das mag man dem verwöhnten und rebellischen Mädchen nicht ganz abnehmen. Denn was sie vor der Reise zeigt, ist vor allem die Bereitschaft, sich und ihre Befindlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen und jeden bloß zu stellen, der sich nicht auf ihre Spielregeln einlässt.

Der Autor beweist mit seinen Schilderungen, dass er sich mit dem Thema Piraterie eingehend befasst hat. Das kann er auch ganz gut einbetten und bringt entsprechend viel Stimmung ein. Weniger überzeugend sind die Umstände des Segeltörns. Hier muss sich der Leser fragen, wie stark die Geschichte zurechtgebogen worden ist, um einen stimmigen Ablauf zu ermöglichen. Auch beim Verhältnis der Familienmitglieder untereinander greift Lake zu tief in die Schublade der Klischees. Die ungeliebte Stiefmutter im Dauerkonflikt mit dem pubertierenden Mädchen ist ebenso ein Klassiker, wie der erfolgreiche aber leider mit einem kleinen Zeitbudget ausgestatte Familienvater. Sehr stark ins Klischee hinein läuft auch das tragische Schicksal von Amys Mutter. Hier wünschte man sich als Leser durchaus mehr Tiefe. Denn es kommt leicht das Gefühl auf, als wären diese Szenen einzig als Würze für den Roman gedacht und nicht als tragende Elemente der Geschichte.

Nicolas Lake schreibt für junge Erwachsene ab 14 Jahren und trifft sowohl mit der Story als auch mit den Protagonisten sein Zielpublikum. Er passt seine Sprache dem Zielpublikum an, bewegt sich eloquent durch die Geschichte und hält die Leser bei der Stange. Selbst wenn der Autor immer mal wieder gedankliche Exkurse in andere Bereiche macht, gibt es keinen Bruch in der Erzählung und die Leser können sich ganz und gar von der Story mitreißen lassen.

FAZIT

Der Roman Nummer 3 ist ein Jugendbuch, das mit einer außergewöhnlichen Thematik aufwarten kann, die eng an eine aktuelle Problematik geknüpft ist. Die Story über moderne Piraterie, Geiselnahme und Todesangst, die sich daraus ergibt, lässt der Phantasie der jugendlichen Leser großen Spielraum. Auch dank einer lebendigen Sprache liest sie sich flüssig und im Nu weg.

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Nicholas Lake, -

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