CRASH ins falsche Leben

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2013
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Sophia, Moritz, Julie und Philipp kennen sich nicht, leben in Düsseldorf, Hamburg und München und haben nichts gemeinsam. So würden sie denken, wenn sie sich kennen würden. Doch für alle hat der 2. Juli eine besondere Bedeutung, denn das ist der Tag, an dem sie sterben müssen, wenn sie den anonymen Drohungen glauben schenken.

Am 2. Juli werdet Ihr bezahlen!

Sophia, ihr Bruder Moritz, Philipp und Julie haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam, kennen einander nicht und sind auch sonst nicht wirklich zu vergleichen.  Sophia lebt im Schatten ihres Bruders, dem Überflieger, dem die Herzen zufliegen und sie selbst fühlt sich zu dick und nicht wirklich akzeptiert. Philipp ist Jungunternehmer und im IT-Bereich sehr erfolgreich, er lebt ein eigenständiges Leben in München. Julie steht in Hamburg kurz davor, auf der Schauspielschule anzufangen, nachdem sie bei ihrer Mutter ausgezogen ist, einer gealterten Sängerin. Und da gibt es noch die eingeschobenen, sehr kurzen Passagen eines Unbekannten, der bruchstückhaft erzählt, wie er in seiner Kindheit unter zwei Vätern leidet, von denen einer gewalttätig ist und dessen Mutter verrückt und in ein Heim kommt.

Der einzige für den Leser erkennbare Zusammenhang ist die Drohung, die alle trotz ihrer räumlichen Ferne gleichzeitig bekommen: Am 2. Juli passiert etwas Schlimmes!

Jeder der vier Personen hat für sich eine Theorie, wer dahinter stecken könnte, denn ein wenig  Dreck am Stecken haben sie alle, selbst der so perfekt wirkende Moritz. Doch wie sich Stück für Stück herausstellt, sind diese Theorien allesamt falsch und es gibt noch etwas ganz anderes, das unsere vier Protagonisten miteinander verbindet. Indem sie dieses Geheimnis lüften, lernen sie sich kennen und müssen zusammenhalten, obwohl sie sich zuvor noch nie im Leben gesehen haben, denn der 2. Juli rückt unaufhörlich näher...

Gina Mayer zeigt eindrucksvoll, dass man der Vergangenheit nicht davon laufen kann und sie einen irgendwann einholen wird.

In Gina Mayers Thriller geht es nicht nur um die diversen Probleme, die Jugendliche auf der Schwelle zum Erwachsensein begegnen, sondern auch um das schlechte Gewissen; und damit die Frage, wie man damit umgehen sollte. Letztendlich zeigt Gina Mayer eindrucksvoll, dass man der Vergangenheit nicht davon laufen kann und sie einen irgendwann einholen wird.

Durch ständig wechselnde Perspektiven entwickelt sich ein sehr enges Verhältnis des Lesers zu den Protagonisten, denn viele Leser dürften in jedem von ihnen ein Teil von sich wieder erkennen -  und sich mit deren Probleme mehr oder weniger identifizieren können.

Die Liebe ist genau so Thema wie Gruppenzwang, Freundschaft, enttäuschte Erwartungen und Vergebung. Durch die Innenperspektive der Personen lernt man als Leser viel darüber, wie unterschiedliche Erwartungen dazu führen, dass sich Menschen nicht verstehen und wie jeder einzelne eine Bürde mit sich trägt, mit der er fertig werden muss.

Der Thriller Morgen wirst du sterben fängt gemächlich an, entwickelt jedoch ein sehr gutes Tempo und ist im Mittelteil sehr mitreißend, sodass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen möchte. Und wenn man von der Wissbegierde und Spannung getragen bis zum Ende liest wird man am Schluss mit einem sehr coolen Twist belohnt, den ich so nie und nimmer vorausgesehen habe, der das ganze Buch jedoch in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Natürlich verrate ich ihn hier nicht und auch ihr solltet nicht nachschauen, denn auch ohne dieses überraschende Ende handelt es sich hier um einen gelungenen Thriller.

Fazit

Ein gelungener Thriller mit spannendem Erzählkonzept und einem coolen Twist am Ende, der es durch einen tollen Mittelteil und ein sehr überraschendes Ende seine 7 Punkte verdient hat.

CRASH ins falsche Leben
CRASH ins falsche Leben
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Melanie Reichert
5101

Jugendbuch-Couch Rezension vonDez 2013

Welche Wahl würdest du treffen: einen anderen Körper oder der Tod?

Alex Gray ist wohl das, was man als typischen Nerd bezeichnet: sommersprossig, schlaksig, rothaarig und noch dazu liebt er Schach. Auch in der Schule wird er eher gemieden und zusammen mit seinem einzigen Freund David muss er sich täglich dem gefährlichen Weg durch die Londoner Straßen stellen.

Als er eines Tages aufwacht und nicht weiß, wo er sich eigentlich befindet, merkt er nicht sofort, dass etwas nicht stimmt. Nachdem ihn dann aber eine fremde Frau auffordert endlich aufzustehen, weil er sonst zu spät zur Schule kommt, muss er sich eingestehen, dass hier etwas ganz und gar nicht richtig läuft, denn es ist Samstag – eigentlich. Der Blick in den Spiegel bestätigt seinen Verdacht, denn wer ihm da entgegenblickt, ist groß, muskulös und braun gebrannt – das genaue Gegenteil von ihm. Was geht hier vor? Und wie kann das alles möglich sein?

Da mich die Grundthematik – die Seele eines Menschen wacht in einem für sie fremden Körper auf – doch sehr interessiert hat, musste ich dieses Buch einfach lesen. Leider hat sich der Thriller dann als nicht so spannend erwiesen, was ich wirklich schade finde.

Durch den zwar knappen, aber doch sehr emotionalen Schreibstil des Autors erfahren wir genau, was der Protagonist fühlt. Generell ist die ganze Geschichte eher auf einen Psycho-Thriller ausgelegt, weil Alex sich – verständlicherweise – sehr viele Gedanken über seine momentane Situation macht. Dennoch wird uns das Buch in der Er-Perspektive näher gebracht, was ich verstehen kann, weil man sich so nicht allzu sehr mit der außergewöhnlichen Erfahrung identifizieren kann.

Die Sprache ist dem Alter von Alex angepasst. Ich habe mich also selber wieder an die Schule zurückversetzt gefühlt und somit ist der Schreibstil sehr authentisch gelungen.

Alex ist ein sehr komplexer Charakter, weil er sich auch mit dem Leben seines Gastkörpers Philip auseinandersetzen muss. Die Psyche ist zwar nach wie vor seine eigene, aber das Leben, in das er gezwungen wird, ist das eines komplett gegensätzlichen Typen. Seine Gewissensbisse und Verzweiflung sind absolut nachvollziehbar und machen ihn damit zu einem Charakter, mit dem man von der ersten Seite ab mitfühlen kann.

Die Charaktere sind zahlenmäßig sehr eingeschränkt, was ich als positiv empfunden habe. So kann man sich besser auf sie einlassen und auch der Unterschied zwischen Alex armer und Philips reicher Familie fällt so mehr auf. Generell wird viel verglichen und abgewägt. Dabei bedient der Autor sich gewisser Stereotypen, denn die Sportler an der Schule werden beispielsweise hirnlos und machohaft dargestellt, während die Familie aus dem Vorort vor dem Fernseher isst.

Wie schon erwähnt, würde ich den "Thriller" eher auf der Psycho-Schiene einordnen, weil die Spannung leider unter den vielen Grübeleien leidet. So richtig viel passiert während der ganzen Story nicht und auch die Überraschungen sind praktisch nicht vorhanden. Von Anfang an kann sich der Leser schon denken, warum der Seelentausch erfolgt ist bzw. worauf das ganze hinaus läuft.

Die Altersempfehlung von 14 Jahren kann ich vollkommen unterstützen, weil die Protagonisten im gleichen Alter sind und sich mit den für sie typischen Problemen herumschlagen: Pubertät, Mädchen, Ansehen und Orientierung/Ausrichtung im Leben. Außer einer Prügelei wird keine Gewalt dargestellt und somit ist das Buch auch etwas für Fans gewaltloser Thriller.

Fazit

Ein Psycho-Thriller, der zum Nachdenken über das eigene Leben anregt. Wie würdest du dich verhalten, wenn du von jetzt auf eben in einem anderen Haus, bei anderen Leuten, in einem anderen Körper aufwachen würdest? Würdest du zu schätzen lernen, was du bereits hattest? Wäre es ein Abenteuer? Mit genau solchen Fragen kann man sich hier ein paar Stunden (und vielleicht auch darüber hinaus) beschäftigen.

CRASH ins falsche Leben

Martyn Bedford, dtv

CRASH ins falsche Leben

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