Zurück nach Hollyhill

Seit sich Daniels Eltern getrennt haben, ist sein Leben etwas aus den Fugen geraten. Mehr noch weil er seine Mutter mit dem anderen Mann erwischt hat und sich für die Trennung die Schuld gibt. Sein Vater schlägt vor, gemeinsam in einen Sport-Ferienpark zu fahren, um sich wieder näher zu kommen und zu entspannen. Dumm nur, dass Daniel kein Sportfan ist.

Doch dann begegnet ihm das Mädchen Lexi. Sie ist anders als andere Mädchen – nicht, dass er schon mit so vielen Kontakt hatte – und es baut sich eine Freundschaft auf.

Doch bald schon merkt Daniel, dass mit Lexi etwas nicht stimmt. Niemand kann sie sehen. Ihre Uhr tickt rückwärts. Immer mehr Wunden tauchen an ihrem Körper auf. Sie bewahrt ganz offensichtlich ein Geheimnis vor ihm. Und dann wird auch Daniel Teil ihres Geheimnisses: Als er eines Morgens aufwacht, hat auch er eine Schnittwunde am Bein, die dort davor noch nicht war. Er macht es sich zur Aufgabe, Lexis Geheimnis zu lüften. Was gar nicht so einfach ist, denn er muss sich nebenher noch mit den obercoolen Mackern aus dem Sportpark herumärgern, die ihn wegen seines Übergewichts hänseln. Und auf seinen Vater aufpassen, der liebend gerne mal über den Durst trinkt. So hat er sich seine "Auszeit" ganz sicher nicht vorgestellt.

Das Buch Diese Stunde gehört mir nicht von Edward Hogan ist ein Mysterythriller mit Herz. Obwohl der Hauptcharakter Daniel ein Junge ist, können sich auch Mädchen gut mit dem Hauptcharakter identifizieren. Er ist ein sehr sympathischer Charakter, der mit realistischen Problemen zu kämpfen hat: Einer Mutter, die fremdgegangen ist und einem Vater, der trinkt. Solche Themen in einem Jugendbuch zu behandeln ist äußerst sensibel und sicher nicht der Stoff, den viele Jugendliche freiwillig lesen. Dennoch ist die Art, wie diese Themenkomplexe in die größere Handlung eingefädelt sind, schlau und subtil.

Das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt aber bei dem mysteriösen Mädchen Lexi. Sie ist es, für die sich Daniel so brennend interessiert. Doch die Geschichte macht nicht den Fehler, allzu romantisch zu werden. Die Beziehung der beiden Charaktere bleibt platonisch, und wirkt deshalb umso tiefer. Das Schöne ist, dass ihre Beziehung eine gegenseitige ist. Daniel tritt nicht als großer Retter auf; Lexi hilft ihm ebenso viel wie er ihr – vielleicht sogar mehr. Sie gibt ihm das nötige Selbstvertrauen, trotz Übergewicht ins Schwimmbad zu gehen; sie hilft ihm, besser mit seinem Vater umzugehen.

Er hingegen versucht das Rätsel um ihre Existenz zu klären. Denn Lexi durchlebt einen Zeitkreislauf rückwärts: Immer wieder dasselbe Jahr. Das Buch erklärt nicht, warum Lexi in dieser Zeitschleife gefangen ist, sondern setzt sie als gegeben voraus. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor hier ein wenig mehr Information gegeben hätte; so wirkt die mysteriöse Angelegenheit einfach ein bisschen zu mysteriös. Die Lösung des Rätsels ist dann auch so altbekannt wie simpel.

Fazit

Diese Stunde gehört mir nicht behandelt wichtige, tiefgründige Themen im unverfänglichen Gewand eines Mysterythrillers. Das macht Autor Hogan auf schöne, subtile Weise, ohne voreilig zu einfache Lösungen zu geben. Er zeigt das Leben so, wie es nun einmal ist. Die mysteriöse Komponente des Buches, das Mädchen Lexi, ist weniger gruselig als mitleidserregend. Sie und Daniel sind die perfekten Gegenstücke, denn beide sind gefangen in ihrer Schuld. Und nur gemeinsam können sie über diese herauswachsen. Das Rätsel um Lexi ist spannend und fesselnd erzählt und gute Lektüre, auch wenn die Lösung nicht einmalig ist.

Zurück nach Hollyhill
Zurück nach Hollyhill
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Sanja Döttling
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonDez 2013

Unterhaltsam und leicht

Emily bekommt nach dem Abitur einen Brief von ihrer verstorbenen Mutter. In diesem Brief steht unter anderem das Heimatdorf ihrer Mutter: Hollyhill in England. Nicht einmal das wusste Emily davor. Kurzentschlossen bucht sie einen Flug und macht sich auf, das kleine Dorf zu finden und ihre Vergangenheit zu erforschen.

Doch im gottverlassenen Dartmoor in England angekommen, stellen sich die ersten Fragen. Warum scheint niemand Hollyhill zu kennen? Noch nicht einmal der Busfahrer kann ihr den Weg dahin weisen. Zu ihrem Glück trifft sie den netten, jungen Matt. Der hilft der verirrten England-Touristin Emily und bringt sie nach Hollyhill. Doch plötzlich ist er Emily gegenüber gar nicht mehr so freundlich wie am Anfang. Was hat sich geändert? Auch Emily ist verwirrt: Hat sie nicht schon einige Nächte, bevor sie nach England kam, von genau diesem Jungen geträumt? Wie kann das sein?

Obwohl sie im Dorf nett empfangen wird, hat Emily das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Irgendwas scheinen die Dorfbewohner vor ihr zu verheimlichen. Nur nach und nach kommt Emily hinter das Geheimnis. Und wird dabei in einen mörderischen Plot verwickelt, den sie nur mithilfe von Matt und den anderen Dorfbewohnern entwirren kann. Und im Laufe dessen kommt sie der Vergangenheit ihrer Mutter viel näher, als sie es je gedacht hätte.

Zurück nach Hollyhill von Alexandra Pilz ist ein sehr nettes, romantisches Jugendbuch für junge Mädchen und Teenager. Es wurde in Deutsch verfasst und gehört deshalb nicht zu dem amerikanischen Einheitsbrei an Jugendbüchern, die in Unzahl über den Ozean schwappen. Aber die Geschichte lässt Deutschland bald hinter sich, um dann in England zu spielen. Viel englisches Lokalkolorit ist aber nicht auszumachen. Das Dorf, in das sich unsere Heldin begibt ist ja auch ein bisschen besonders und magisch.

Aber das weiß die Heldin am Anfang noch nicht. Der Roman beginnt wie eine ganz normale Liebesgeschichte, die dann langsam aber sicher in einen magischen Thriller übergeht. Dieser Wandel ist tatsächlich ein bisschen schwer nachzuvollziehen. Doch am Ende geht es ja nicht darum, dass die Physik des Übernatürlichen nachvollziehbar ist. Der Plot-twist, der die Flucht vor einem gefährlichen Mörder beinhaltet, kommt dennoch ein wenig überraschend.

Die geheimnisvolle Vergangenheit von Emilys Mutter ist der Ausgangpunkt der Reise. Auch wenn es ein bisschen unwahrscheinlich erscheint, dass Emily so gar nichts über ihre Mutter wusste (die schon früh verstorben ist), ist das doch ein spannender Einstiegspunkt. Leider werden Erklärungen teilweise zu lange herausgezögert, was dem Buch einige Längen gibt.

Emily selbst ist eine sehr sympathische Heldin, die am Anfang des Romans auch stark und selbständig agiert. Es war auch ihre Entscheidung, ganz allein nach England zu fliegen. Sie ist außerdem intelligent und kann sogar lustig sein. Allerdings wird sie durch ihre Verliebtheit ein wenig launisch und schusselig, vor allem, wenn Matt in der Nähe ist. Leider wird sie im Laufe der Zeit immer abhängiger von Matt und den anderen Dorfbewohnern, die ihr das Wissen um eine spezielle Magie voraushaben. Das ist sehr schade, weil die starke Figur so die Fähigkeit verliert, eigenständig zu handeln und immer mehr zur Begleiterin von Matts Abenteuer wird. Der bleibt auf lange mysteriös, aber nicht unsympathisch.

Fazit

Zurück nach Hollyhill ist auf weiten Strecken unterhaltsame und leichte Lektüre. Wie viele heutige Jugendbücher vereint es eine Liebesgeschichte mit einer magischen Komponente. Es liest sicher aber frisch und anders, vielleicht auch, weil das Original in Deutsch geschrieben wurde. Die Charaktere sind liebenswert, so dass sich jeder in die hineinversetzen kann.

Zurück nach Hollyhill

Alexandra Pilz, heyne fliegt

Zurück nach Hollyhill

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