Dann mach ich eben Schluss

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  • Erschienen: Januar 2013
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Nachdem die 18-jährige Layken ihren Vater verloren hat, zwingt sie ihre Mutter gemeinsam mit dem kleinen Bruder Kel von Texas nach Michigan umzuziehen. Bereits am ersten Tag muss sie feststellen, dass hier nicht nur das Wetter anders ist, sondern auch die Menschen – Will von gegenüber trifft sie mitten ins Herz. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass ihre Liebe auf die gleiche Art und Weise und mit der gleichen Hingabe erwidert wird. Aber dann geschieht das, was in solchen Fällen immer geschehen muss: Das Leben schlägt zu – brutal und mit einer solchen Härte, dass sowohl Layken als auch Will vollkommen aus der Bahn geworfen werfen. Werden sie wieder zueinander finden? Oder ist das Schicksal wirklich so grausam, wie es vorgibt zu sein?

Schon die Aufmachung dieses Buches ist etwas Besonderes. Das Cover sticht sofort ins Auge und lässt den Leser schon hier durch die Farbwahl eine Geschichte fürs Herz vermuten, womit man absolut richtig liegt. Jedes Kapitel ist mit einem Zitat aus einem Lied von der Lieblingsband der Protagonistin Layken überschrieben. So lässt sich schon hier vermuten, was im Folgenden passieren wird. Dabei sind die Liedtextausschnitte absolut passend und unterstützen so noch zusätzlich die Geschichte.

Wir bekommen diese Achterbahnfahrt der Gefühle aus Sicht von Layken erzählt. Da sie erst kürzlich ihren Vater verloren hat und dann auch noch umziehen muss, gibt es einiges was sie beschäftigt, aber nicht aussprechen möchte. So bekommt der Leser einen direkten Einblick in ihre Seelenwelt und ist mitten drin im Geschehen. Aber auch die emotionale Seite in Bezug auf Will bleibt einem nicht verborgen. Die Intensität ihrer Liebe reißt einen mit und lässt einen selber Schmetterlinge im Bauch spüren. Egal was sie fühlt, der Leser muss ebenso fühlen.

Layken und Will sind das ideale Paar. Beide haben schwere Schicksalsschläge wegstecken müssen und deshalb verstehen sie sich quasi blind. Man kann wohl von Liebe auf den ersten Blick sprechen – von beiden Seiten aus. Layken ist ein wirklich starker Charakter, denn für sie kommt es überhaupt nicht in Frage sich gehen zu lassen oder aufzugeben. Sie ist sehr weit für ihr Alter – auch wenn sie diese Reife wohl auf die harte Tour erlangt hat – und geht für ihren kleinen Bruder als glänzendes Beispiel voran. Auch Will hat schon früh Verantwortung übernehmen müssen und so haben wir es hier nicht mit einem kindischen Liebespaar zu tun, sondern mit zwei erwachsenen Menschen, die sich zwischen dem Wollen und dem Dürfen bewegen. Immer wieder zwingt sie ihre Vernunft gegen ihre Gefühle zu handeln und dieser Konflikt ist bei beiden Protagonisten deutlich herausgearbeitet.

Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an gefesselt und nicht mehr los gelassen. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und war danach aufgewühlt, nachdenklich, aber auch sehr berührt. Mehr Emotionen sind in einem Buch wohl nicht möglich. Von Freude bis Trauer, von Wut bis Erleichterung ist wohl alles dabei, aber immer wieder steht das eine große Thema im Mittelpunkt: die Liebe. Das schönste Gefühl, das es wohl gibt und für das es sich zu kämpfen lohnt. Von der großen dramatischen Wendung zu Beginn einmal abgesehen, versteht es die Autorin immer wieder kleinere unvorhersehbare Ereignisse in die Geschichte einzustreuen, die den Leser noch zusätzlich in den Bann ziehen.

Vom Verlag wird das Buch ab 14 Jahren empfohlen, was ich soweit auch unterstreichen kann. Auf der einen Seite bekommt der Leser eine dramatische Liebesgeschichte geboten, auf der anderen Seite muss er sich auch mit dem Verlust von geliebten Menschen beschäftigen. Dabei sind beide Themen altersgerecht dargestellt. Wer allerdings zart besaitet ist, sollte vielleicht noch ein, zwei Jahre älter sein. Allerdings möchte ich noch einmal betonen, dass das Buch keineswegs ein reines Jugendbuch ist, auch ältere Leser werden absolut auf ihre Kosen kommen.

Fazit

Wer für die graue Jahreszeit eine herzerwärmende Liebesgeschichte sucht, die im realen Leben spielt, der sollte hier unbedingt zugreifen. Dabei handelt es sich in keiner Weise um eine Schnulze, wo alles durch die rosarote Brille gesehen wird, sondern um die manchmal doch sehr harte Realität, die einen ereilen kann. Für mich die schönste Liebesgeschichte des Jahres, die es lohnt, sie zu lesen. Band zwei wird sehnsüchtig erwartet!

Dann mach ich eben Schluss
Dann mach ich eben Schluss
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Almut Oetjen
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonDez 2013

Die Stille nach dem Tod

Der 18-jährige Maximilian Rothe fährt mit seiner Schwester Natalie und den zwei Freunden Paul und Annika auf dem Rückweg von einer Feier mit dem Wagen gegen einen Baum. Maximilian ist sofort tot, seine drei Begleiter überleben teils schwer verletzt. War es ein Unfall oder Suizid?

Die Puzzlewelt

In der Literatur ist mindestens seit Sherlock Holmes das Mysterium bekannt, das es im Verlauf der Handlung aufzuklären gilt. Besonders im Film hat sich eine Handlungsstruktur bewährt, in der die Aufklärung nicht chronologisch, sondern als Puzzle erfolgt. Diesem Plotmuster entspricht Fehér in Dann mach ich eben Schluss. Es gibt nicht eine Hauptfigur, die die Puzzlesteine zusammensetzen muss. Nach dem Unfall im Prolog kommen Natalie, die Lehrer Werner Brückner und Sven Bollschweiler, die Eltern Corinna und Matthias, Maximilians Freunde Paul Fischer und Annika Pütz zu Wort. Nachdem wir die subjektiven Sichten kennen, erfolgt ein Rücksprung von drei Monaten in der Zeit, und Maximilian bekommt die Gelegenheit, seine Wahrnehmungen vor der Tat zu äußern. Zuletzt lesen wir  Tagebuchaufzeichnungen von Delia Bauer, der heimlichen Geliebten Maximilans, bevor die beiden Schlussseiten den Prolog wieder aufgreifen.

Die Puzzlesteine lassen das Bild eines sensiblen und unglücklichen Menschen entstehen, der andere Vorstellungen vom Leben hatte als sein dominanter Vater, der ihn nicht nur unter Leistungsdruck setzte, sondern ihn in einen ungewollten Beruf drängen wollte und mit Strafen arbeitete.

Ein Roman mit Anliegen

Christine Fehér erzählt weitgehend handlungsorientiert. Es gibt realistische Charaktere und welche, die gezielt auf ein Anliegen hin konstruiert sind. Eine solche Figur ist Kunststudent Jonathan, der nach Maximilians Tod über das Web gekaufte Malsachen abholen will und auf Natalie trifft. Jonathan wirkt vordergründig, wie ein Mensch, den Natalie in ihrer desolaten Situation braucht, einen, der einfach nur zuhört. Eben dies macht er jedoch nicht. Er ist mit seiner Fragetechnik eine erwachsene, therapeutische Instanz, eckt teils gezielt wie gewollt an, oder sagt etwas Unpassendes, um den Dialog mit Natalie in eine bestimmte Qualität zu bringen.

Maximilians Lieblingslehrer Brückner und dessen verhasste Vertretung Bollschweiler geraten im Lehrerzimmer aneinander. Dies bietet der Autorin Gelegenheit, unterschiedliche Lehrauffassungen zu diskutieren - die reine Wissensvermittlung gegen das umfassendere Betreuungsangebot. Auch wird gefragt, ob Schüler Lehrer mögen müssen, ob die Beziehung zwischen beiden vertrauensvoll sein sollte.

Der Mensch als Investition

Christine Fehér beschreibt eine selbstbezogene soziale Umwelt, in der man sich über einen Menschen, den man zu lieben vorgibt, erst Gedanken macht, wenn diese ihn nicht mehr erreichen können.

Im Zentrum steht der Vater, ein Manager, der dem Sohn das Leben vorschreiben will. Das Kind ist eine Investition, seine Entwicklung ein Projekt, das Aufschluss über Status und Fähigkeiten des Vaters gibt. Am Ende soll sich diese Investition rentieren. Das ist nicht der Fall, wenn der Sohn Künstler wird, eine Sicht, so verbreitet, dass sie Klischee ist. Hinzu kommt, dass für Ausbildung und Erziehung verantwortliche Menschen sich ebenso wenig für Maximilian interessieren, wie die Freunde. Sie sind oberflächlich und auf sich bezogen. Maximilian wird nur gesehen mit Blick auf die Möglichkeiten, die er seinen Freunden bietet. Nach seinem Tod erhalten sie alle etwas, worüber sie nachdenken, ihr Verhältnis zu Maximilian überdenken und irgendwie etwas ableiten, das sie zu einem besseren Menschen machen soll. Als Annika nach dem Unfall im Krankenhaus liegt, chattet sie mit Paul, wird aber von keinem ihrer Freunde besucht. Paul und Annika hatten etwas miteinander im Auto Maximilians, aber: es war nicht geplant, ist einfach so passiert...

Fazit

Dann mach ich eben Schluss ist ein spannender und leicht zu lesender Jugendroman. Er greift wichtige Themen auf, so Leistungsdruck, Fremdbestimmung und die Frage, ob und wie gut man einen Menschen kennen kann.

Dann mach ich eben Schluss

Christine Fehér, -

Dann mach ich eben Schluss

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