Der Wind trägt die Worte - Geschichte und Geschichten der Juden von der Neuzeit bis in die Gegenwart
Nele hat es nicht einfach im Leben. Ihre Familie behandelt sie mehr wie eine Fremde, immer gehen ihre beiden jüngeren Brüder vor, selbst zu ihrem 15. Geburtstag bekommt sie nur ein paar Klamotten vom Wühltisch.
Da kommt es gut, dass sie am Abend zusammen mit ihrer besten Freundin und einem mega-coolen Typen aus der Klasse über ihr ins Kino will. Dass Kimi dann keine Zeit hat, weil er die Großveranstaltung einer Vereinigung junger Menschen, die sich den Schutz der Welt auf ihre Fahnen geschrieben haben, vorbereiten muss, trübt das Vergnügen ein wenig. Als sie dann aber auf dem Nachhauseweg von merkwürdigen Typen angemacht wird, die sich urplötzlich in Werwesen und Hexen verwandeln, zweifelt Nele doch ein wenig an sich selbst. War der Sekt in der Cocktailbar zu viel für sie oder wird sie langsam aber sicher verrückt? Als ein cooler Typ, der wie ein Indianer aussieht, ihr dann etwas von den Guardians erzählt, die die Welt vor den Dämonen bewachen, lacht sie lauthals los. Sie, ausgerechnet Nele, soll besondere Gaben besitzen und im Kampf gegen die Phantome der Finsternis entscheidend eingreifen? Verrückt!
Doch dann machen sich eben jene Phantome daran, nicht nur den Kerker, in dem vor Urzeiten der Dunkle Herrscher eingekerkert wurde, aufzusprengen, sondern auch Neles Freunde zu bedrohen – und da ist Schluss mit Lustig ...
Peter Freunds neuer Auftakt zu einer Trilogie, die geschickt mit realen Schauplätzen und Fantasy-Elementen spielt
Über die Jahre hat Peter Freund eine ganze Reihe phantastischer Jugendbücher vorgelegt. Bekannt wurde er dabei insbesondere mit seiner Reihe um "Laura Leander", in der geschickt das Leben zweier Internatszöglinge mit einer archaischen Welt kombiniert wird.
Vorliegender Auftakt einer neuen Reihe spielt in Freunds Heimatstadt Berlin. Das ist insoweit wichtig, als der Autor ganz auf Berliner Begebenheiten, Orte und Besonderheiten zurückgreift und seine Handlung so auf ein solides reales Gerüst fußen lässt.
Inhaltlich geht es weg von der Fantasy und hin zur Urban Fantasy. Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit treiben dunkle Geschöpfe ihr Unwesen, eine ebenfalls geheime Vereinigung jugendlicher Helden, die mit besonderen Gaben ausgestattet sind, bekämpfen diese.
Insoweit ist es für die Leser einfach, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Nicht nur, dass ihnen hier Altersgenossen begegnen, die sich - wie sie selbst auch - mit schulischen Problemen, einem einengenden Elternhaus und ersten emotionalen Verwerfungen herumärgern dürfen, sie haben auch noch Superkräfte.
Demzufolge kann es eigentlich mit fliehenden Fahnen hineingehen ins Abenteuer, um den Bösen zu zeigen was eine Harke ist. Allerdings dauert es doch ein wenig, bis sich Nele und mit dieser der Leser in der Handlung zurechtfindet. Von der Anlage her sind die Guardians relativ kompliziert aufgebaut, ihre technischen Hilfsmittel, das übergeordnete Kontinuum, durch das sie reisen, ist etwas weit hergeholt und es mangelt zunächst auch an einem Insider, der uns die Guardians näher bringt. Dies ändert sich im Verlauf der Geschehnisse; der Handlungsbogen wird straffer, die Hintergründe werden deutlicher.
Fazit
Nach einem etwas mühsamen, weil komplizierten Auftakt entfaltet sich ein Berlin-Thriller der besonderen Art, der durch seine faszinierende Erzählerin besticht.
Das zweite Buch von Waldtraut Lewins beeindruckendem Lebenswerk erzählt die Geschichte des jüdischen Volkes vom Beginn der Neuzeit bis in die Gegenwart. Wieder begleiten drei Erzählebenen den Leser auf seiner Reise durch die Zeit, und zeigen dabei, was in den gängigen Geschichtsbüchern nur angedeutet oder ganz ausgelassen wird. Und genau das macht den Reiz dieses außergewöhnlichen Buches aus. Eindringlich erzählt Waldtraut Lewin von bekannten und weniger bekannten, von fiktiven und realen Personen. Von schicksalhaften Begegnungen, der Sehnsucht nach Erlösung, Toleranz und Aufklärung. Von unfassbarem Grauen, aber auch von Widerstand und Hoffnung. Ein wichtiges Buch, das den Leser aufwühlt und nachdenklich zurücklässt.
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