Entführt in der Dämmerung - Shadow Falls Camp (3)
Die Welt in einer nahen Zukunft erscheint auf den ersten Blick kaum anders als heute. Nach wie vor versuchen die Menschen, mehr oder minder erfolgreich ihr Leben auf bestmöglichste Art zu leben, Glück und Zufriedenheit, Gesundheit und Frieden stehen ganz weit oben auf der Liste der Dinge, die man anstrebt.
Erst auf den zweiten Blick, wohl verborgen vor den allzu neugierigen Augen der Öffentlichkeit, treten die Unterschiede zu der guten alten Zeit hervor. Der Krieg, zumindest die Auseinandersetzungen bei denen es um etwas geht, wird nicht länger mit Panzern und Flugzeugträgern geführt - die Wissenschaft hat selbst Drohnen obsolet gemacht. Statt riesigen Geschossen nistet man einfach winzige Nanobots und Biots im Gehirn der Zielperson ein – und sei dies auch die Präsidentin der Vereinigten Staaten – und schon ist diese Zielperson für Twitcher manipulierbar.
Die Armstrong Zwillinge, Charles und Benjamin, sind eigentlich vom Schicksal geschlagen. Zusammengewachsen verfügen sie gemeinsam über 3 Beine, zwei Herzen und zwei Köpfe und über jede Menge krimineller Energie – man könnte sie auch als durchgeknallt bezeichnen. Ihr Ziel ist es, die absolute Kontrolle über die Welt und das heißt über die Mächtigen der Welt an sich zu reißen. Nur die Twitcher von BZRK können das drohende Unheil verhindern – wenn sie nicht mit ihren eigenen Problemen mehr als genug um die Ohren hätten …
Auch der zweite Teil der etwas anderen Dystopie aus der Feder des New York Times Bestsellerautors Michael Grant beweist, dass man nicht immer eine Welt nach der großen Katastrophe braucht, um eindringlich vor Gefahren zu warnen. Wie schon im ersten Teil überzeugt der Autor dabei durch seine nüchterne, fast unterkühlte Erzählweise, mit der er uns einen Einblick ins Reich der Macros und Nanos bietet. Dabei erklärt er wenig, lässt seine Leser sich die Hintergründe lieber selbst erschließen. Das erfordert natürlich ein wenig Gehirnschmalz, fügt der Geschichte damit jedoch eine weitere faszinierende Seite hinzu. Dabei richtet sich der Roman erneut aufgrund der doch sehr deutlichen Gewaltschilderungen eher an eine Lesergruppe ab 16 Jahren, jüngere Leser werden durch die schrecklich real beschriebenen Szenen verängstigt und überfordert.
Das Pfund, mit dem Grant neben der erschreckend real wirkende Bedrohung durch die Naniten wuchert, sind seine differenzierter und nachvollziehbar handelnden Figuren. Das sind zunächst jugendliche Protagonisten, allerdings keine, denen alles einfach zufällt, die aus begütertem Elternhaus kommen (auch wenn Sadie als Erbin ein Millionenvermögen in der Hand hat) sondern mehr diejenigen, mit denen es das Schicksal nicht ganz so gut meinte. Sie haben alle ihr Päckchen zu tragen, dienen damit hervorragend als Identifikationsfiguren, in deren Haut man mühelos schlupfen kann.
FAZIT
In Verbindung mit den Beschreibungen um die Auseinandersetzungen zwischen Nanobots und Biots und deren Lenker erwartet den Leser mit BZRK Reloaded erneut ein sehr spannendes Buch, dem es allerdings gut getan hätte, wenn Autor und Verlag eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils beigefügt hätten.
Gefühle, rasante Action und der Reiz besonderer übermenschlicher Kräfte.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Welt der sechzehnjährigen Kylie noch in Ordnung. Dann trennten sich ihre Eltern, sie erfuhr, dass ihr Vater gar nicht ihr wirklicher Vater war und danach wurde alles noch schlimmer.
Seltsame Kräfte suchten sie heim, sie wurde in ein Internat in der hintersten Ecke von Texas abgeschoben – zumindest empfand sie es so – und damit hatte sie ihren persönlichen Tiefpunkt erreicht – dachte Kylie zumindest. Stimmt nicht, denn im Shadow Falls Camp lernte sie Gleichaltrige kennen, die wie sie selbst ungewöhnliche Fähigkeiten aufwiesen. Da gab es, man denke einmal, Jugendliche, die hielten sich für Vampire oder Werwölfe, da rannten Verrückte rum, die sich Hexen schimpften oder Tiere, von denen die Mitbewohner behaupteten, dass es Gestaltwandler seien – Verrückt! Nur, dass all dies der Wahrheit entsprach.
Im Verlauf der letzten Wochen hat Kylie erkennen müssen, dass ihre Welt so ganz anders ist, als vermutet. Sie selbst sieht Geister, soll diesen mit ihren Kräften Frieden schenken, und heilt ihre todkranke Freundin. Was sie selbst ist, kein Vampir, vielleicht ein Werwolf oder doch eine Hexe, ahnt sie nicht und auch nicht, wem sie ihr Herz schenken soll. Es gibt zwei super-heiße Bewerber.
Eigentlich also schon genug Stress, zumal ihre Mutter ihr erstes Date seit der Trennung von ihrem Stiefvater hat. Doch dann stellen ihr wieder die Vampir-Renegaten In Gestalt eines Adlers und Hirsches nach, versuchen sie zu entführen und ihre mächtigen Kräfte für sich zu nutzen.
Lucas, der Anführer des Werwolfrudels des Camps erobert ihr Herz – doch sein Rudel ist gegen die Beziehung mit der Nichtwerwölfin Kylie, während Derek sich anderweitig getröstet zu haben scheint. Dass sie von den Toten, die den Todesengeln als Boten dienen, immer wieder den rätselhaften Satz "Jemand wird leben, aber jemand anders muss sterben" zu hören bekommt, erleichtert ihr das Leben auch nicht unbedingt. Wer wird sterben, sie selbst, einer ihrer Freunde, ein Feind – kann sie, soll sie das drohende Unheil versuchen zu verhindern?
Auflösung könnte der Besuch auf dem Friedhof von Shadow Falls bringen, doch als Geisterseherin sollte man einen Friedhof tunlichst meiden, wie Kylie schmerzhaft erfahren muss, trifft sie dort doch auf den Geist einer Frau mit der sie sich verbunden fühlt …
Wenn Sie für Ihre pubertierende Tochter Lesenachschub suchen, der ihnen als geplagten Eltern einige Stunden der Muße einbringen soll, dann greifen Sie zu C. C. Hunters bislang dreibändigen Zyklus. Meine 14-jährige Tochter, die vorher Stephenie Meyers Biss-Bücher verschlungen hat, von Casts House of Night angetan und Cassandra Clares Unterwelt-Chroniken begeistert war, hat eine neue Lieblings-Serie für sich und meine Nerven entdeckt.
Wie kaum eine andere der oben genannten Bestseller-Zyklen vereint Hunter in ihrer Serie, in geradezu exemplarischer Art und Weise all das, was Mädchen im Alter zwischen 12 und 16 interessiert.
Es geht natürlich um große Gefühle, um Liebe, das Erforschen der eigenen Anziehungskraft, die Suche nach einem ersten Freund und das vorsichtige Herantasten an das "erste Mal". Dazu gesellt sich die Loslösung von dem sicheren Hafen der Familie, das Auseinanderbrechen familiärer Bindungen und das Kind, das der Trennung der Eltern hilflos gegenübersteht und sich so manches Mal gar die Schuld an der Trennung gibt. Es geht um das Selbstbild, das gerade heranwachsende, junge Menschen suchen: wie wirke ich auf Andere, bin ich attraktiv, muss ich mich anpassen und verliere ich dabei vielleicht meine eigene Identität? All das sind Fragen, denen Hunter hier nachstellt.
Verpackt hat die Autorin diese ernsten Themen in eine Handlung, die wunderbar ausbalanciert romantische Szenen mit gefahrvollen Abenteuern kombiniert sowie das Ambiente eines Ferienlagers, das gleichzeitig als Internat dient, mit übernatürlichen Wesen verbindet.
Gefühle, rasante Action und der Reiz besonderer übermenschlicher Kräfte üben einen ganz eigenen, fast unwiderstehlichen Reiz auf die Leserin aus. Ganz bewusst aber hat die Autorin auch Tod und Trauer integriert. Genauso wie die Geburt gehört das Ende des Lebens zum selbigen, und sollte auch nicht ausgeklammert werden. Das können zwar auch Mama und Papa lesen, der – erste – Freund eher weniger, doch die Zielgruppe sind ganz eindeutig heranwachsende Mädchen. Und wenn ich hier meine Tochter als Beispiel nehme, funktioniert das Erreichen dieser Zielgruppe geradezu mustergültig.
FAZIT
Die Saga um Kylies Erwachsenwerden - ihrer Suche danach, was und wer sie ist - geht in die nächste Runde, ohne dass ein Abschluss absehbar ist. Süchtig machendes Lesefutter für Teenager, das sich all ihrer Sorgen und Nöte annimmt, verpackt in einen mitreißenden Plot.
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