eine Christin und ein Muslim verlieben sich allen Widrigkeiten zum Trotz
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "eine Christin und ein Muslim verlieben sich allen Widrigkeiten zum Trotz"
800 n. Chr. ist Kappadokien eine krisengeschüttelte Region. Muslime und Christen erheben gleichermaßen Anspruch auf das Gebiet und liefern sich erbitterte Kämpfe. Der Hass zwischen den Gruppen kennt keine Grenzen. Und doch betrifft das nicht alle. Der junge Araber Arif ist kritisch: Sind die Christen wirklich so schlimme Menschen? Doch in seinem Stamm will niemand etwas davon hören. Sein Vater Haroun ist der angesehenste Krieger, und Arif macht ihm keine Ehre. Das macht ihn zur Zielscheibe für Marwan und seine Freunde. Hemmungslos drangsalieren sie ihn und seinen kleinen Bruder al-Qabih, der behindert ist.
Auf der Seite der Christen fragt sich Savina, ob das alles so richtig ist. Mit ihrer Familie lebt sie in Korama, der geheimen unteririschen Stadt der Christen, in die sie sich vor den Angriffen der Araber geflüchtet haben. Doch Savina erträgt die Dunkelheit und Enge der Stadt kaum, ebenso wenig wie die Heiratsanträge ihres Freundes Jonathan, die sie immer wieder ablehnt. Jonathan liebt sie und würde ihr ein gutes Leben bieten, doch für Savina ist er eben nur – ein Freund.
In der Stille der Nacht begegnen sich Savina und Arif, beide in ihren Gedanken, auf der Ebene Koramas. Was als zufälliges Treffen begann entwickelt sich schnell zu einer intensiven Freundschaft und auch mehr. Doch nichts könnte in diesen Tagen gefährlicher sein, als eine Liebe zwischen einer Christin und einem Muslim.
Das bekommen die beiden schon bald zu spüren. Als deutlich wird, dass ein weiterer Kampf bevorsteht, schweben nicht nur Arif und Savina in großer Gefahr. Das junge Paar muss Stärke beweisen und für seine Überzeugung einstehen.
Titus Müller hat mit seinem "Der Kuss des Feindes" ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen und in einen spannenden Jugendroman verpackt. Dabei wechselt er beim Erzählen immer wieder die Perspektive und macht für seine Leser die Gedankenwelten unterschiedlicher Charaktere zugänglich. Es wird deutlich: Auch wenn es Differenzen gibt, so unterschiedlich sind die Gruppen nicht, sie kennen sich nur nicht gut genug. Und damit hat Müller ein Plädoyer für ein friedliches Miteinander der Religionen und für Toleranz und Achtung gegenüber dem Leben verfasst. Der Roman lebt von dieser Haltung und webt darum eine spannende Geschichte, die das Thema durch die lebendigen Charaktere greifbar und verständlich darstellt.
Müller nimmt seine Leser also nicht nur mit in das Abenteuer seiner Hauptdarsteller, sondern unternimmt gleichzeitig auch einen Streifzug durch die Geschichte und macht deutlich, dass Islam und Christentum nicht grundsätzlich entgegengesetzt sind.
Dieses schwierige Thema zu verpacken und trotzdem einen lesenswerten Roman daraus zu machen, ist Müller gut gelungen. Da er viele Handlungsstränge entwickelt, braucht die Geschichte zu Beginn etwas, um in Gang zu kommen. Doch die Vorstellung der unterschiedlichen Charaktere braucht nun einmal Raum. Schön ist auch, dass Titus Müller jeder seiner Figuren eine Vergangenheit gegeben hat. Dadurch bekommt die Geschichte Tiefe und der Stoff reicht grundsätzlich auch für mehr als die nur knapp 300 Seiten, die das Buch hat.
FAZIT
"Der Kuss des Feindes" ist ein Buch für alle, die sich nicht nur spannend unterhalten wollen, sondern auch Lust haben, sich mit einem schwierigen Thema auseinanderzusetzen. Ein sehr lesenswertes Buch mit einem aktuellen Bezug, das kleinere Längen mit sehr lebhaften und ungewöhnlichen Charakteren wieder wett macht.
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