Lilith Parker - Insel der Schatten

  • Planet Girl, 2011, Originalausgabe
Lilith Parker - Insel der Schatten
Lilith Parker - Insel der Schatten
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Carsten Kuhr
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJun 2012

Willkommen auf der Insel der Zombies, Dämonen und Vampire

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Willkommen auf der Insel der Zombies, Dämonen und Vampire"

Kurz vor ihrem dreizehnten Geburtstag gerät Lilith´ Leben einmal mehr aus seiner gewohnten Bahn. Ihr Vater, ein berühmter Archäologe, erhält die Chance, endlich in Burma zu forschen. Seine Tochter muss er daher kurzfristig irgendwo unterbringen. Statt sie in eines der britischen Nobel-Internate zu stecken, verfrachtet er sie kurzerhand zu ihrer Tante auf die abgelegene Halloween-Insel St. Nephelius. Hier in Bonesdale herrscht für die zahlreichen Touristen das ganze Jahr hindurch Halloween, suchen Geister und Gespenster, Vampire und Zombies die Touristenmassen heim.

Was von den Tagestouristen keiner auch nur ahnt, ist, dass die Insel seit Jahrhunderten als Tor zu den Reichen des Übersinnlichen dient. Echte Werwölfe also! Vampire, die zur Blutbank gehen! Lebende Skelette! Es gibt kaum etwas, das hier nicht aufzufinden ist.

Einst lebte auch Lilith’ Vater auf der Insel. Als einer der Socors, das sind Menschen, die nicht mit übernatürlichen Kräften gesegnet sind, wurde er ausgegrenzt und entfloh seiner Heimat. Selbst bei der Geburt seiner Tochter, deren Mutter am selbigen Tage verstarb, war er nicht anwesend. Allerdings weiß er, dass, sollte Lilith die Kräfte ihrer Mutter geerbt haben, sich diese an ihrem dreizehnten Geburtstag offenbaren werden.
So schlägt er vermeintlich zwei Fliegen mit einer Klappe: Er entsorgt seine Tochter bei seiner Schwester und kann so beruhigt zur Ausgrabung reisen, und er ist sich sicher, dass, sollte Lilith die übernatürlichen Anlagen der Nocturi offenbaren, diese auf der Insel vernünftig und erfahren entwickelt würden.

Was er aber nicht ahnt, ist, dass Lilith nicht nur das alte Amulett ihrer Mutter an sich genommen hat, sondern auch von einem Dämon in Gestalt eines Raben, einer so genannten Malecorax, verfolgt wird.

Janine Wilks Jugendbuch reiht sich neben den Büchern der Urban Fantasy ein – und doch auch wieder nicht.
Jetzt bist Du zurecht verwirrt. Was erzählt er mir da?
Nun, die Geschichte spielt im Hier und Jetzt, es kommen normale Menschen wie Du und ich vor, aber eben auch Vampire, Zombies und Werwölfe – von den Dämonen mal ganz zu schweigen.

Allerdings, und hier besteht dann auch der markante Unterschied zu den Romanen in der Nachfolge eines Harry Potters oder einer Stephenie Meyer, berichtet sie uns nicht von der unsterblichen Liebe zu einem Blutsauger oder den Sorgen heranwachsender Zauberer in ihrem Kampf gegen den einen bösen Widersacher, sondern von einem jungen Mädchen, das abrupt aus seiner gewohnten Umgebung gerissen wird.

Als hätte es Lilith nicht schon schwer genug gehabt, ohne Mutter bei dem verschrobenen, nur an die Archäologie denkenden Vater aufzuwachsen, wird sie ohne Vorwarnung aus ihrem Freundeskreis gerissen, muss die Schule wechseln und zu einer Fremden reisen.

Hier, ohne auch nur die telefonische Unterstützung ihres Vaters, ist sie gänzlich auf sich allein gestellt. Sie ist verwirrt und verängstigt, zudem noch zurecht ärgerlich, da ihre Tante ihr offensichtlich etwas, was sie selbst betrifft, vorenthält. Auch wenn Vater und Tante es eigentlich nur gut mit dem Mädchen meinen, die Kränkung ist da. Auf der einen Seite soll sie selbstständig sein und akzeptieren, dass der Vater von ihrer Seite weicht, um seinem geliebten Beruf nachzugehen, auf der anderen Seite aber ist sie anscheinend nicht alt genug, dass man ihr die Wahrheit über die Geheimnisse der Insel offenbart. Diesen Widerspruch in sich selbst hat die Autorin mustergültig herausgearbeitet.

Dazu gesellen sich übernatürlich Wesen, die ein wenig anders daherkommen, als wir dies gewohnt sind. Etwa Vampire, die sich von der Blutbank ernähren und nebenher Monogramme auf Taschentücher häkeln. Oder ein um die Rosen bemühter Zombie. Das sind ungewöhnliche Darstellungen, die sowohl komisch als auch liebevoll die entsprechenden Figuren beleuchten.

Lilith und ihre neuen Freunde werden als mutige Menschen dargestellt. Auch wenn sie zunächst Schwierigkeiten haben, einander zu vertrauen, treten sie doch mutig füreinander ein. Romantik spielt – noch – keine Rolle. Stattdessen wird im Hintergrund das Erwachsenwerden, die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und das eigene Handeln angesprochen.
Die Darstellung der Dämonen ist gruselig, so dass der Roman definitiv nichts für Leser unter 12 Jahren ist. Hier wird ein deutlich älteres Publikum angesprochen, das dann bestens und spannend unterhalten werden.

FAZIT

"Lilith Parker – Insel der Schatten" ist ein Roman, der Interesse und Lust auf eine Fortsetzung weckt, der mit gewohnten Versatzstücken jongliert, diese aber ganz ungewöhnlich nutzt und damit dem Leser frischen Grusel-Wind um die Ohren brausen lässt.

Lilith Parker - Insel der Schatten

Janine Wilk, Planet Girl

Lilith Parker - Insel der Schatten

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