Ich gegen dich

  • cbj
  • Erschienen: Januar 2012
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Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Pubertätsprobleme, jede Menge Humor und eine gute Portion Heile Welt"

Ein Buch, zwei Autoren, zwei Hauptfiguren, zwei abwechselnd erzählte Sichtweisen - zwei Will Graysons.

Der eine depressiv veranlagt, ein wenig einsam und auf der Suche nach jemandem, der ihn versteht. Der andere eigentlich ganz gut geerdet, aber dennoch auf der Suche, mit einem besten Freund namens Tiny Cooper, neben dem es manchmal ein wenig schwierig ist, sichtbar zu bleiben.
Und obwohl es hier um die Wege der beiden Will Graysons geht, die sich natürlich irgendwann kreuzen, fragt man sich doch immer häufiger, ob dies nicht die Geschichte eben jenes Tiny Cooper ist. Tiny Cooper: Footballspieler, groß und stark, schwul und dies offen auslebend – denn warum ein Geheimnis daraus machen? - und bester Freund des einen Will Grayson eben, seit Kindesbeinen an. Neben dem lauten, auffälligen, extrovertierten, liebenswerten Tiny Cooper ist es aber auch schwierig zu bestehen, und so wird erst nach und nach deutlich, dass Will, wie jeder Heranwachsende, noch immer auf der Suche ist.
Da ist Jane, die er toll findet, bei der er aber nicht weiß, ob er wirklich mit ihr zusammensein will. Und da ist - natürlich - wieder Tiny, der ihn immer wieder fallen zu lassen scheint, wenn er einen neuen Freund hat, was ziemlich häufig geschieht.

Was ist eigentlich Freundschaft? Was bedeutet Freundschaft? Wie ist eine Freundschaft? Wie sollte sie sein? Welche Forderungen hat man an seinen besten Freund? Und wie schafft man es, all seine Erwartungen, Wünsche und vielleicht auch mal Kritik auszudrücken? Und ist das eigene Verhalten überhaupt richtig? All diese Fragen stellt sich nicht nur Will im Laufe des Buches.
Das Musical, das Tiny geschrieben hat und tatkräftig auf die Schulbühne bringt, macht es da sicherlich nicht einfacher, diesen Fragen auf den Grund zu gehen, vor allem da Tiny in seinem Musical seine eigene Geschichte erzählt und es alles andere als schwierig ist, zu erraten, wer wer sein soll. Es versteht sich also von selbst, dass Will glaubt, einer Karikatur seiner selbst zuschauen zu müssen. Keine leichte Situation für ihn.

Der andere Will Grayson ist schwul, hat sich aber noch nicht geoutet und fühlt sich durch seine Depressionen verloren. Da gibt es zwar Maura, die sich sehr um ihn bemüht, die er aber nicht so recht an sich heranlassen will. Da ist Isaac, den er über das Internet kennengelernt hat, und mit dem er täglich chattet, was ihm immer wichtiger wird. Und da sind zwei andere Mitschüler, die ihm aber auch nicht so viel bedeuten, als dass er sie Freunde nennen würde. Einen Vater hat er nicht, seine Mutter ist alleinerziehend. Als endlich ein Treffen mit Isaac ansteht, scheint sich das Blatt zu wenden, doch alles läuft anders als erwartet und letztendlich steht Will Grayson dem anderen Will Grayson gegenüber.
Die Zeit der Veränderung, sie hat damit begonnen.

Freundschaft, das große Thema des Buches, und Liebe in allen möglichen Formen.
Ob von der Mutter zu ihrem Kind, von Jugendlichem zu Jugendlichem - oder eben von Freund zu Freund -  was Liebe eigentlich bedeutet wird auf wunderbare Weise klar.

Wer "Noahs Kuss" gelesen hat, dürfte nicht überrascht sein, dass hier wieder eine ordentliche Portion Heile Welt mitspielt, aber das ist auch gut so, geht es hier doch wieder einmal nicht so sehr um die Probleme, die mit dem Thema Homosexualität verbunden sind, sondern vielmehr um die Bedeutung von Freundschaft und Liebe, bei der völlig irrelevant ist, ob sie sich auf Junge oder Mädchen beziehen. Dies ist wunderbar, bedeutet es doch jede Menge Lesespaß. Außerdem flacht die Story in keiner Sekunde ab, da die wichtigen Personen des Buches komplex und facettenreich beschrieben sind, und ihre Ecken und Kanten und diverse Probleme haben, mit denen sich Jugendliche nunmal herumschlagen. Dabei gibt es natürlich schon die eine oder andere Überraschung. Emotional ist man auf jeden Fall dabei, findet sich mal in der einen, mal in der anderen Person wieder, und fiebert mit.
Ob Will sein Glück finden wird, ob Tinys Musical ein Erfolg wird, ob und wie es mit Will und Jane weitergeht. Es wird, ist und bleibt spannend.

FAZIT

Mit John Green und David Levithan haben wir zwei wunderbare Erzähler, die uns mit viel Gefühl, Humor und Sensibilität eine Story präsentieren, in denen sich die Wege zweier einerseits normaler, andererseits aber auch außergewöhnlicher junger Menschen kreuzen.
Trotz einer schon recht hohen Dosis Heile Welt geht die Ernsthaftigkeit durch die verschiedenen Probleme der Figuren aber nie verloren. Beide Autoren verstehen es ausgezeichnet, den Leser zu fesseln und für mehrere Stunden in das Leben und die Welt ihrer beiden Will Graysons abtauchen zu lassen.
Bleibt zu hoffen, dass John Green und David Levithan schon weitere gemeinsame Projekte geplant haben. Mehr davon!

Ich gegen dich
Ich gegen dich
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Eine moderne Liebesgeschichte à la Romeo und Julia Seit Mickeys fünfzehnjährige Schwester Karyn von Tom, Sohn reicher Eltern, vergewaltigt worden ist, verlässt sie ihr Zimmer nicht mehr. Mit der Mutter, die trinkt, ist nicht zu rechnen. Alles bleibt nun an Mickey hängen, auch um die kleine Schwester Holly kümmert er sich. Und diesem Tom würde er es am liebsten heimzahlen. Ein Flirt mit Toms Schwester Ellie scheint das einfachste Mittel, um näher an ihn ranzukommen. Doch als Liebe daraus wird, wird die Sache kompliziert: Hält Mikey zu seiner Schwester oder steht er zu Ellie? Und für welche Seite entscheidet sich Ellie? Für ihren Bruder und ihre Familie – oder für den Jungen, den sie liebt?

Ich gegen dich

Jenny Downham, cbj

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