Love Song

  • Chicken House, 2017, Titel: 'Love Song', Originalausgabe
Love Song
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Andrea Delumeau
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJul 2017

Nina lebt in einem Vorort von London in einer Großfamilie. Nach dem frühen Tod der Lieblingsschwester der Mutter, haben ihre Eltern deren Kinder adoptiert.

Ihre erste Liebe ging zwar schon vor gut einem Jahr zu Bruch, der Verrat ihres Freundes macht Nina jedoch immer noch zu schaffen. So konzentriert sie sich lieber auf ihre Familie und ihren Schulabschluss und will von Liebe eher nichts wissen.

Eines der Lieder der megabekannten Rockband THE POINT erinnert sie immer an ihre verflossene Liebe. Deshalb geht sie eher widerwillig als Begleitung ihrer jüngeren Schwester Ariel zu einem Fan-treffen dieser Super-Band mit. Als dort ein Feuer ausbricht, rettet ihr beherztes Eingreifen Sigrid, der Freundin des vielumschwärrmtern Lead Singers Jamie, das Leben. Diese ernennt sie aus scheinbarer Dankbarkeit kurzerhand zu ihrer persönlichen Assistentin. Und dem eher bodenständigen Manager der Gruppe gelingt es auch, Nina selbst und ihre Eltern zu überreden, dieses außergewöhnliche Angebot anzunehmen.

Ninas Aufgabe besteht von nun an darin, Sigrid rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen, während die Band auf Welttournee ist. Dass dieser Traumjob eigentlich keiner ist, merkt Nina schnell, wird sie doch von Sigrid eher wie eine moderne Sklavin behandelt, die von den Bandmitgliedern und den aufregenden Konzerten und Tour-Orten kaum etwas mitbekommt.

Außerdem wird Sigrid ihrer schnell überdrüssig, hat sie doch innerhalb weniger Tage Ninas Dialekt für die Hauptrolle in einem Film über ein bekanntes Supermodel einstudiert, das aus demselben Vorort wie Nina stammt. Aus eher fadenscheinigen Gründen ist Nina daher nach nur knapp einer Woche ihren Traumjob los und kehrt wieder in ihren gewohnten Alltag zurück.

Umso erstaunter ist sie, als kurz nach Beginn der Sommerferien der Manager der Band völlig überraschend bei ihr auftaucht und sie dazu überreden kann, nur die Bandmitglieder ohne Sigrid und anderen Anhang als Assistentin an einen geheimen Ort zu begleiten, weil sie eben ein vernünftiges, eher kumpelhaftes und kein girliges
Mädchen sei. An diesem geheimen Ort sollen die Bandmitglieder zur Ruhe und vor allem zum Komponieren kommen.

Entgegen ihren Erwartungen befindet sich dieser geheime Rückzugsort nicht auf einer südlichen, exotischen Insel, sondern mitten in der eisigen, schottischen Einöde, fernab von jeglicher Zivilisation, die die Band vom Arbeiten ablenken könnte. Und obwohl sie zu den meisten Bandmitgliedern ein rein freundschaftliches Verhältnis
entwickelt, verliebt sie sich in den Mädchenschwarm Jamie und er in sie. Hat ihre ungleiche Beziehung überhaupt eine Chance?

Das Geschehen klingt zwar eher kitschig und vorhersehbar, ist es aber nicht, dazu ist die Autorin Sophia Bennett viel zu geschickt und lebenserfahren. Wie in ihren erfolgreichen vorherigen Büchern wird auch hier ein beliebter Wunschtraum vieler Mädchen, diesmal mit einer Rockband auf Tournee zu gehen und sich in ein Bandmitglied zu verlieben, kritisch unter die Lupe genommen.

Die Heldin der Geschichte, Nina, ist sympathisch und bodenständig. Sie gehört zu den sogenannten starken Mädchen, die selbstbestimmt durchs Leben gehen und sich nicht davor scheuen, notfalls einen Rasenmäher selbst zu reparieren oder sich bei Kälte zweckgemäß anzuziehen, auch wenn das vielleicht eher unsexy aussieht.

Auch die Nebenfiguren, wie Ninas Familie oder ihr Märchenprinz Jamie wirken erfrischend lebensecht und nicht romantisch verkitscht.

Die Schattenseiten des Bandlebens - vor allem auf Tournee - werden zwar deutlich, aber eher indirekt und ohne moralische Bewertung dargestellt.

Man lebt auf engstem Raum zusammen und kann sich nicht aus dem Weg gehen, deshalb reden zwei Bandmitglieder jenseits der Kameras nicht mehr miteinander und
die kumpelhafte Freundschaft vor der Kamera ist nur vorgespielt.

Das Leben in dieser vermeintlich traumhaften Kunstwelt fordert seinen Preis und die Flucht in Alkohol und Drogen mancher Bandmitglieder verwundert den Leser nicht. Diese negativen Seiten werden jedoch nicht klischeehaft heraufbeschworen, sondern es werden dem Bandleben auch positive Seiten zugeschrieben.

Sehr eindrucksvoll zeigt die Autorin am Beispiel der Nina, die bei einem Konzert von THE POINT dabei sein kann, wie die Lieder und das perfekte Zusammenspielen der Band bei ihr sehr starke Emotionen und ein tief empfundenes Glücksgefühl auslösen.

Die Musik und die Macht, die sie auf ihre Zuhörer haben kann, nehmen in dem Buch neben den menschlichen Hauptdarstellern auch einen großen Raum ein. Dazu ist die Liste der in dem Buch vorkommenden Pop-und Rocksongs eine willkommene und sinnvolle Ergänzung, ermöglicht sie jedoch dem Leser einen wichtigen Teil des Buches in seinem eigenen Alltag zu verankern und so die Handlung des Buches wirklicher wirken zu lassen.

Das Titelblatt ist farbig bunt gestaltet ohne süßlichen rosa Glitzer wie der Titel vielleicht auf den ersten Eindruck hin vermuten ließe.

Fazit: ein gelungener Mädchenroman der modernen Art, der zwar einen beliebten Mädchentraum kritisch unter die Lupe nimmt, aber trotzdem nicht vor großen Gefühlen zurückschreckt.

Love Song

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