Was wir auch tun

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2014
  • 0
  • Fischer, 2014, Originalausgabe
Was wir auch tun
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Melanie Reichert
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJun 2014

Die Dreiecksbeziehung - und einer muss verlieren ...

Die 16-jährige Robin hat alles, was sich ein Mädchen nur wünschen kann: reiche Eltern und ein Haus, das eher an einen Palast erinnert – inklusive Haushälterin. Sie ist ebenso hübsch wie intelligent und auch in der Schule ist sie sehr beliebt. Umso überraschter reagiert ihr Umfeld, als sie sich plötzlich für den düsteren Alex interessiert. Die Unterschiede könnten krasser nicht sein, denn den gutaussehenden, aber aus sozial schwachen Verhältnissen stammenden Schulschwänzer umgibt ein dunkles Geheimnis.

Da Robin immer das bekommt, was sie will, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie tatsächlich mit Alex zusammenkommt. Doch diese Rechnung hat sie ohne ihren Exfreund Jasper gemacht: Von der Eifersucht getrieben, findet er Alex' Geheimnis heraus und erpresst diesen. Das Versteckspiel, was dieses Ereignis auslöst, ist nicht nur Neven aufreibend, sondern auch gefährlich. Wird Robin die Wahrheit herausfinden? Kann Alex seine Freundin vor seiner Vergangenheit beschützen? Die Lawine, die Jasper losgetreten hat, droht alle drei zu überrollen ...

Das Buch ist in vier Hauptteile unterteilt. Jeder Abschnitt endet mit einem Ereignis, das dann entweder einen Zeitsprung zur Folge hat oder in sonstiger Weise aufwühlend ist. Es gibt keine typischen Kapitel, sondern Trennzeichen, die den Perspektivenwechsel deutlich machen. So wird man nicht im Lesefluss unterbrochen und kann direkt weiterlesen. Besonders toll finde ich, dass diese neue Perspektive immer mit dem Namen beginnt, sodass man sofort weiß, wer nun aktiv handelt.

Da wir es hier mit einer Dreiecksbeziehung zu tun haben, werden die drei Protagonisten sehr intensiv beleuchtet. Dies geschieht teilweise durch Rückblenden, aber auch durch viele Dialoge oder Grübeleien. Da Alex' Vergangenheit lange Zeit im Dunkel liegt, ist es besonders spannend mehr über ihn zu erfahren. Auch Robin tut sich schwer damit, denn Alex ist nicht der offene Typ, der sofort über sich erzählt. Oft bekommen wir es aus ihrer Perspektive mit, wie schwer es eigentlich ist, überhaupt irgendetwas aus ihm herauszukitzeln. Jasper ist da ein ganz anderes Kaliber. Er war mir von Anfang an unsympathisch und das hat sich auch bis zum Ende nicht mehr geändert. So viel Fehler Alex auch haben mag, er ist der absolute Sympathieträger der Geschichte. Er quält sich teilweise so mit seiner Vergangenheit, dass man ihn am liebsten in den Arm nehmen möchte. Da ist es nur verständlich, dass Robin sich in ihn verliebt.

Bei den Nebencharakteren bedient sich die Autorin eher bei den Stereotypen einer Oberstufe (Weiberheld, Streber, Nerd, beste Freundin, die munter darauf losplappert, obwohl es keiner hören will), aber trotzdem sind alle authentisch und glaubwürdig und runden das Gesamtbild ab.
Die Story an sich war plausibel und spannend. Obwohl wir es hier mit fast 500 Seiten zu tun haben, fand ich die Geschichte trotzdem nicht zäh – im Gegenteil. Der Leser möchte unbedingt wissen, was hinter Alex' Geheimnis steckt und fiebert natürlich auch mit Robin mit. Die Idee (Badboy verliebt sich in Schönheit, ihre Liebe darf aber nicht sein) an sich ist zwar nicht neu, aber durch die liebevolle Charaktergestaltung trotzdem lebhaft.
Was mich ein bisschen gestört hat, ist, dass man überhaupt nicht weiß, wo die Geschichte spielt. Vom Schulsystem her und da die Autorin Deutsche ist, gehe ich von Deutschland aus. Man könnte es natürlich auch als Vorteil auslegen, weil man sie so an jedem Ort der Welt spielen könnte, aber ich persönlich stelle mir immer gerne das Umfeld vor, wo die Charaktere platziert werden. Gerade weil sich die Autorin so viel Mühe mit den Umfeldbeschreibungen wie die Wohnungen/Häuser gegeben hat, hatte ich mir hier wenigstens einen dezenten Hinweis auf den Ort erhofft.
Ich würde das Buch ab 14 Jahren empfehlen, weil die zentralen Themen zum einen Liebe/Sex sind und zum anderen die Gewalt. Die Prügeleien werden zwar relativ harmlos beschrieben, aber Blut fließt trotzdem.

Fazit

Wer mal wieder auf eine Liebesgeschichte Lust hat, die mit komplexeren Protagonisten belebt wird, der liegt mit diesem Buch genau richtig. Eine spannende Story über die Liebe, die eigene Vergangenheit und die Frage: Werden wir durch unsere Gene oder unser soziales Umfeld bestimmt? Oder sind wir sogar selbst für unser Schicksal verantwortlich?

Was wir auch tun

Marie Lucas, Fischer

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